26.3.2020
Heute bin ich urplötzlich traurig geworden. Ich spazierte gerade bei schönstem Wetter mit meinem Sohn durch die Stadt, ließ meinen Blick schweifen und sah all die geschlossenen Geschäfte und dann überkam sie mich - die tiefe Traurigkeit.
Ein paar Mal tief durchatmen, dann ging es wieder. Als ich dann aber bei Rossmann mit mehreren Menschen vor dem Geschäft auf Einlass warten musste, manche mit Mundschutz, wurde mir schlecht: "Was passiert hier gerade?" Vor der Tür hing ein von Hand geschriebenes Schild "Wir haben kein Toilettenpapier da!". An der Wand vom Rossmann hingen gezeichnete Kinderbilder. Auf einem stand "Danke".
Die Traurigkeit mag heute nicht weichen, obwohl ich beim Einkaufen alte Bekannte traf und mich freute wie lange nicht. So viele Berichte, von alten Ehepaaren, die grob auseinander gerissen werden, weil nur einer positiv getestet wurde, Beerdigungen, die ohne Angehörige stattfinden, Menschen, die ihre Jobs verlieren und in Existenzängste rutschen, Obdachlose, die keinen schützenden Raum haben…
26.3.2020
Die Beiträge über Menschen in Kölner Stadtvierteln, die jetzt jeden Abend um 21 Uhr an ihren Fenstern applaudieren und ihren Dank für Verkäuferinnen, Pfleger, Krankenschwestern, Ärzte… ausdrücken, lassen mich innehalten.
Denn was die Menschen in so genannten systemrelevanten Berufen brauchen, ist kein Applaus, sondern schlicht und einfach mehr Gehalt! Denn Applaus macht nicht satt, schützt nicht vor Altersarmut, zahlt keine Miete.
Jetzt müssen unsere Politiker dafür sorgen, dass Menschen in diesen Berufen endlich auch finanziell die Anerkennung erhalten, die sie verdienen. Dieses Heute ist die Zeit, den Blickwinkel zu verändern!
Aber ich fürchte, dass diese Bevölkerungsgruppen nach der Krise nur ein lauwarmes „Danke“ und ein Versprechen, alles zu ändern, erhalten, aber dann doch nichts passiert…