April 2020

So verändert 
Covid-19 alles

Drastische Maßnahmen zur Eindämmung und Verlangsamung des Coronavirus Sars-Cov-2, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslöst, verändern unser Leben in Deutschland, Europa, in der gesamten Welt.

Hier entsteht eine lebendige Dokumentation dieser Zeit mit Euren Eindrücken, Gedanken, Erlebnissen und Fotos. Als Journalistin sind mir alle Namen der Quellen bekannt.


Katharina, 55, OGS-Gruppeneiterin in einem Kölner Vorort


Freitag, 1. Mai 2020, Tag der Arbeit

Ich arbeite in einem Kölner Vorort in einer Grundschule in der Nachmittagsbetreuung. Der Job macht mir wahnsinnig viel Spaß und ich denke mir gerne Dinge aus, die ich mit den Kindern machen kann, sobald sie die Schulaufgaben erledigt haben: Wir kochen, singen, basteln und spielen gemeinsam. Normalerweise… Aber nun sind ja seit vielen Wochen die Schulen geschlossen und ich vermisse meine Arbeit mit den Kids sehr! In der Notfallbetreuung wurde ich nicht eingesetzt, weil ich eine Vorerkrankung der Lunge habe. 

Jetzt startet der Unterricht ja für die Viertklässler wieder und so nach und nach sollten wir eigentlich alle wieder arbeiten kommen. Ständig finden Besprechungen statt, wie wir die Hygienestandards und Abstandsregeln einhalten können. 

Aber ich habe jetzt erfahren, dass ich leider in den kommenden Wochen weiter frei gestellt wurde: wegen meiner Lunge, ich habe eine Vorerkrankung und bekomme häufig schlecht Luft. Dem Träger ist das Risiko einfach zu hoch, dass ich mich mit Coronavirus infizieren und einen schweren Verlauf von covid-19 durchmachen muss. 

Mein Gehalt geht weiter und ich kann wohl in den kommenden Wochen einige administrative Dinge erledigen.  Gemeinsam mit einer ebenfalls älteren Kollegin, die auch frei gestellt sind, sollen wir die Bastellsachen sortieren und das Inventar sichten. Da habe ich dann zumindest mal ein paar Tage was zu tun und bin unter Kollegen. Aber das, was mir am meisten Spaß macht, nämlich intensiv Zeit mit den Kindern zu verbringen, darf ich leider nicht! Ich hoffe, das ändert sich bald. 

Denn ich merke, so schön es am Anfang ist, in den Tag hineinleben zu können und sich niemandem gegenüber rechtfertigen zu müssen, möchte ich nicht ewig so leben - diese "Corona-Ferien" sind nun Alltag geworden und ohne Struktur im Leben kehrt schnell eine Art Langeweile ein. 

Zwei Abiturienten, 18 und 19, Europagymnasium Kerpen


Freitag, 1. Mai 2020, Tag der Arbeit

Die beiden Abiturienten kommen gerade vom Schulgelände, als ich sie am Mittwoch bitte, mir über ihre aktuelle Situation zu berichten. Sie sind sich einig, dass die Leitung des Europagymnasiums für eine gute Organisation ihrer Abivorbereitung sorgt, soweit das unter den Umständen überhaupt möglich ist. Sie erzählen aus ihrem neuen Schulalltag (Namen geändert):  

Tim, 18: Alle halten Abstand, sicher nicht so viel, wie es eigentlich sinnvoll wäre, aber niemand klatscht andere ab oder umarmt seine Freunde, wie das in manchen Medien erzählt wird. Das Risiko ist uns bewusst! Und alle tragen Masken. In den vergangenen Wochen ohne Schulunterricht hätten sich die meisten von uns gut vorbereiten können, viele Lehrer haben gute Angebote gemacht, auch für verschiedene Medien und Programme. Aber die wurden nicht von allen genutzt.

Tom, 19: Das größte Problem war für uns im Abitur, dass wir so lange nicht wussten, wie es weiter geht, ob überhaupt Prüfungen stattfinden und in welchem Rahmen. Das hat die Motivation natürlich gedrückt. 

Tim: Ja, auch einige Lehrer wussten nicht so richtig, wie sie uns dabei motivieren sollten, aber manche haben Online-Unterricht angeboten! 

Tom: Bei mir fand Online-Unterricht in Physik und Sozialwissenschaft statt. Das hat ganz gut geklappt. Und jetzt haben wir natürlich nur noch eine Art Unterricht – eigentlich ja Hilfe bei den Prüfungsvorbereitungen – in den Fächern, in denen wir auch unsere Abiturprüfungen ablegen werden. 


Tom: Mein Deutschlehrer ist auch jetzt nicht in der Schule, er hat eine Vorerkrankung, deshalb unterrichtet uns jetzt ein anderer Lehrer. Da sich alle strikt an den Lehrplan halten, klappt das.  

Ein Vorteil der Situation, so die beiden jungen Männer, liege daran, dass die Prüfungen nach hinten geschoben wurden. Dadurch haben sie sogar mehr Zeit zum Lernen. 

Susanna, 41, Kerpen


Donnerstag, 30. April 2020
Manchmal weiß man nicht ob man lachen oder weinen soll...

Am Dienstag waren wir zum ersten Mal mit Mundschutz einkaufen. Unsere liebe Nachbarin hat unserer ganzen Familie Mundschutze genäht und nun kamen sie pflichtbewusst zum Einsatz. Meine Tochter und ich lachten noch im Auto und machten ein Selfie, aber bereits nach wenigen Momenten draußen verging mir das Lachen, als meine Brille ständig beschlug, mein Atmen sich verselbstständigte und ich total nervös wurde. Schon wieder einer dieser kurzen Momente im Corona-Alltag, der in mir eine kurze Panikattacke auslöste. 

"Was passiert hier gerade?" 

Unser persönlicher Alltag ist ansonsten sehr entspannt und meist auch sehr schön. Umso heftiger treffen mich, glaube ich, diese unwirklichen Situationen. Dabei bin ich so dankbar für all die schönen Errungenschaften, die die Natur sich gerade zurückerobert. Delfine am Bosporus, Quallen in venedischen Kanälen, Störche im Park. Wir machen Platz für die, die auch noch hier sind. 

Vor allem ein Bild hatte mich stark beeindruckt: eine Aufnahme des Flugverkehrs an einem Tag im März im Vergleich zu einem Tag im April. In mir tobt ein enormer Zwiespalt zwischen dem Mitleid für all die Menschen in der Tourismusbranche, die nun unter Existenzängsten leiden und der Erleichterung die ich spüre, wenn es um unsere Umwelt und die Entlastung durch weniger Straßen-, Flug- und Schiffsverkehr geht. Wie können wir hier eine Balance finden? 

Jeden Tag mehr sehe ich so viele Chancen und Möglichkeiten. Dabei fällt mir ein Spruch ein, der damals bei meinen Großeltern hing: "Lach, wenn es zum Weinen nicht reicht!" Ich denke, das hat mich geprägt und ist mir in dieser Zeit eine große Stütze.

Tabea, 16, Schülerin einer Abschlussklasse in Horrem


Donnerstag, 30. April 2020
Ich gehe seit der vergangenen Woche wieder zur Schule! 
Bei uns in der Gesamtschule in Horrem ist alles gut organisiert: Meine Klasse ist in zwei Gruppen aufgeteilt worden, wir haben tageweise immer abwechselnd von 7.50 Uhr bis 13.00 Uhr in unserem Klassenraum Unterricht. Jeder hat seinen eigenen Tisch mit einem Namensaufkleber, der Tisch wird abends desinfiziert und für den darauffolgenden Tag neu beschriftet. Wir haben für unsere Gruppe einen eigenen Eingang und einen Hof für die Pausen. Auch Desinfektionsmittel steht in den Fluren bereit, und Lehrer achten darauf, dass wir Abstand zueinander halten und in dem uns zugewiesenen Teil der Schule bleiben.

Bei uns herrscht übrigens Maskenpflicht an der Schule! Am ersten Schultag, dem Donnerstag, hatten einige Schüler noch keine Masken, aber jetzt tragen wir sie alle. Unsere Lehrer nutzen ebenfalls eine Mund-Nase-Bedeckung und halten Abstand zu uns. Auch in den Waschräumen ist die Situation gut gelöst: Wir dürfen immer nur einzeln eintreten und tatsächlich gibt es Seife! 

Was nicht so gut läuft: Normalerweise sind unsere Kurse in verschiedene Schwierigkeitsgrade unterteilt. Jetzt haben wir ja nur Unterricht in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik, aber das ist nicht mehr in die Kurssysteme aufgeteilt und wir haben andere Lehrer als sonst. Ich hätte für die Prüfungsvorbereitungen gerne meine richtige Lehrerin, um Fragen zu stellen. Sie gibt zur Zeit nur die Aufgaben an den derzeitigen Lehrer weiter. 

Ich zwar habe keine Angst vor Corona, ich möchte aber eigentlich lieber weiter von zu Hause arbeiten, das Risiko für Eltern und Großeltern ist doch recht hoch, falls ich sie anstecken würde!     

Tessa, 14, Kerpen


Mittwoch, 29. April 2020
Gestern hatte ich Geburtstag und trotz oder gerade wegen Corona war es einer der besten Tage, die ich je hatte! 

Meine Eltern haben mich überrascht, indem sie eine kleine Vorgartenparty mit meinen besten Freundinnen organisiert hatten – sie haben auf der Einfahrt fünf Stühle in weitem Abstand zueinander aufgestellt und alles mit Ballons und Girlanden dekoriert, Musik angestellt und mich erst gerufen, als alle da waren – wir haben zwei Stunden erzählt und ganz viel gelacht, zu essen gab es Eis am Stiel, weil das ja abgepackt ist, und alkoholfreien Hugo in kleinen Flaschen! 

Später kamen noch mehr Freunde spontan vorbei, auch sie sind mit großem Abstand im Vorgarten geblieben, nur meine Cousinen sind in den Garten gekommen, aber auch da haben wir mindestens drei Meter Abstand gehalten – es war so schön, sie alle zu sehen! 

Aber wenn alles vorbei ist und wir wieder ohne Abstand zusammen sein dürfen, mache ich eine große Party... 

Ronny Keller, 45, Imker in Kerpen


Mittwoch, 29. April 2020
Als Imker bin ich beispielsweise zuständig für die Bienenkontrolle, das Pflegen der Honigräume und natürlich die Honigernte. Bienenräume müssen neu aufgesetzt werden, Produkte verpackt und verkauft werden. Das alles muss natürlich auch in Corona-Zeiten weitergehen. 

Wir Imker konnten eine Ausnahmegenehmigung erhalten, damit wir wirklich jederzeit zu unseren Bienenvölkern raus gehen dürfen. Zwischendurch stand ja auch eine Ausgangssperre im Raum, deshalb habe ich mir diese vorsichtshalber vom Deutschen Imkerbund geben lassen. Der Bürgermeister der Stadt Kerpen hat uns außerdem erlaubt, unsere Bienenvölker auf dem Rathausdach jederzeit pflegen zu dürfen, obwohl ja das Rathaus selbst für Publikumsverkehr geschlossen ist. Es hat mich sehr gefreut, dass er diese Notwendigkeit erkannt hat! 

Was ein Problem darstellt: die Verkäufe. Normalerweise verkaufen mein Imker-Partner und ich unseren Honig, aber auch Produkte wie Kerzen und Honigwein auf Märkten wie Handwerker- und Bauernmärkten, in Baumärkten und so – aber das fällt ja jetzt alles aus. Die Imkerei ist mein großes, sehr geliebtes Hobby, aber es ist natürlich ein recht Teures. Deshalb hoffe ich natürlich sehr, dass ich in diesem Jahr noch die Gelegenheit bekommen werde, meinen Honig zu verkaufen! Wer guten Honig mag, kann mal bei uns auf der Website vorbei gucken:

eingefangene Erfahrungen der vergangenen Tage aus Köln und dem Rhein-Erft-Kreis


Dienstag, 28. April 2020
Tanja, 46:
Eine Stadt im Erft-Kreis. Seit gestern herrscht Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln und in den Geschäften. 
Maskenpflicht? Nur für die Kunden, die Verkäufer können alternativ eine Plexiglasscheibe als Sicherheit nutzen. In einer Bäckerei trägt die Verkäuferin keine Maske, in der nächsten schon. Auch der Eisverkäufer hat keinen Mund-Nasenschutz aufgesetzt, dafür aber die Metzgerin. Vor einem Geschäft liegen selbstgenähte Masken zum Kauf aus, die Verkäuferin setzt ihre Maske auf, wenn ein Kunde kommt, zieht sie dann aus, wieder an, aus… eine Handdesinfektion sehe ich allerdings nicht. Dafür tragen alle Kunden vorschriftsmäßig eine Maske, obwohl sie draußen darauf warten, Geschäfte wie die Post, die Apotheken oder die Boutiquen zu betreten. 

Stefan, 60:
Meine Schwiegermutter lebt seit einigen Jahren in ihrem Pflegeheim. Wir haben bisher immer viel mit ihr telefoniert, weil wir sie ja nicht besuchen dürfen. Bei einem der letzten Telefonate war sie plötzlich seltsam, nicht mehr ganz da. Wir haben bei der Stationsleitung angerufen und darüber einen Arzt angefordert, dieser stellte fest, dass sie Tage vorher einen Schlaganfall hatte – über die ganze Corona-Problematik in dem Pflegeheim hat das niemand mitbekommen! Und jetzt hat sie sich auch noch mit dem Virus infiziert. Wir wissen nichts Genaues, sie ist zu krank zum Telefonieren und die Pfleger total eingespannt...

Tim, 34:
Ich habe Corona überstanden. Als ich endlich wieder rausgehen durfte, lief gerade die Kampagne mit dem Aufruf an, Blutplasma für schwer erkrankte Covid-19 Patienten zu spenden. Natürlich habe ich mich sofort gemeldet, aber bisher hat sich die Uniklinik Köln noch nicht zurückgemeldet. Ich würde gerne anderen helfen, die einen schlimmeren Verlauf als ich durchmachen müssen! 

Alea, 40, Kerpen


Dienstag, 28. April 2020
Seit gestern dürfen wir Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel nur noch mit Maske betreten. Ich bin so erleichtert, dass das hier in NRW endlich eingeführt wurde! In der vergangenen Woche war ich im Supermarkt und ehrlich gesagt war ich entsetzt, als ich so viele Menschen so nah beisammen sah, die sich, natürlich meist ohne Maske, relativ eng an der Kasse anstellten. Da war nur der normale Abstand gegeben. Ein älterer Herr hustete in seine Hand, schob danach den Einkaufswagen weiter… klar, da nützt die Maskenpflicht auch nichts. Aber vielleicht macht sie allen wieder bewusster, dass diese Pandemie noch nicht vorbei ist, wie die mittlerweile oft beschimpften Virologen immer wieder betonen. 

Und tatsächlich, gestern Abend habe ich auf tagesschau.de gelesen, dass die Zahlen der gemeldeten Infektionen wieder nach oben gehen. Das macht mir echt Sorgen! Denn überall höre ich von Lockerungen, sehe, wie die Leute meinem Empfinden nach fahrlässiger werden, sich doch wieder besuchen, Jugendliche, immer noch schulbefreit, treffen sich zum Shoppen in den kleinen Läden oder zum Eis essen… 

Und nun lese ich von „Umarmungshappenings“ (focus.de) auf dem Schulhof… Vielleicht wird aber durch diese Maskenpflicht wieder bewusster, dass wir uns noch nicht in Sicherheit wiegen dürfen – und der mittlerweile berühmte Prof. Drosten befeuert mein Gefühl, wenn er von einem „Präventionsparadoxon“ spricht – gerade weil wir uns früh und diszipliniert eingeschränkt haben, so Drosten, haben wir leere Intensivbetten, es ist nicht das Zeichen, überreagiert zu haben, sondern zeigt, wie effektiv die bisherigen Strategien waren… 

Ich bin gespannt, wie sich die Maskenpflicht auf die Infektionszahlen, aber auch auf das Verhalten im öffentlichen Raum auswirkt. 

Claudia, 48, Köln-Rathenauplatz


Montag, 27. April 2020
Freitag, früher Abend in Köln: Mit Freude sehe ich, dass einzelne Restaurants und kleinere Imbisse für Außer-Haus-Verkauf wieder geöffnet sind. Wie schön! So können die Inhaber wenigstens etwas unterstützt werden. 

In unserem Viertel rund um den Rathenauplatz tun das auch einige und sitzen danach mit Abstand zueinander auf dem Platz. Langsam kehrt wieder mehr Leben in meine Stadt! 

Bei einem Sushi-Laden in der Kölner Innenstadt reihen sich etwa 30 Leute in eine Warteschlange, die sogar um einen Häuserblock ragt. Beim Supermarkt stehen auch noch 15-20 Leute und warten auf Einlass, da immer nur eine bestimmte Anzahl Käufer den Laden betreten darf. Auch beim Geldautomaten steht eine Schlange, hier warten sicher zehn Leute. Das ganze Schlange-Stehen nervt mich und ich gehe lieber zu dem Imbiss, vor dem noch niemand wartet – hier schmeckt es auch sehr gut! 

Die meisten, die ich sehe, halten den richtigen Abstand, Masken hat jedoch niemand auf – mal sehen, wie das ab Montag aussieht…  

Sandra, 51, Kassiererin in einem großen Supermarkt im Rhein-Erftkreis


Montag, 27. April 2020
Ich arbeite in einem großen Supermarkt und sitze viel an der Kasse. 
In der Anfangszeit der Schulschließungen und der ganzen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus war die Stimmung im Laden noch recht harmonisch. Doch mit der Zeit merke ich, dass die Kunden aggressiver und auch uneinsichtiger werden, wenn wir etwas nicht haben oder sie zum Abstandhalten aufgefordert werden. 

Natürlich habe ich Angst mich bei einem Kunden anzustecken, aber bisher gibt es bei uns unter den Kollegen noch keinen einzigen Krankheitsfall wegen Corona. Hoffentlich bleibt es so! 

Es wird den Leuten aber immer klarer, was wir da leisten: Viele bedanken sich, dass wir für sie da sind und das finde ich toll! Ich habe als Dankeschön sogar schon Schokolade bekommen… Und unser Arbeitgeber hat als Anerkennung unserer derzeitigen zusätzlichen Leistung jedem einen Einkaufsgutschein geschenkt – das war klasse! 

Jetzt sind wir sehr gespannt, wie es ab Montag sein wird. Wir müssen dann auch mit Maske arbeiten. 

Zwischenstand Zahlen von gemeldeten Coronaerkrankungen


Sonntag, 26. April 2020
Erkrankte/Genesene/Tote

USA         946.000    102.000    53.418

Spanien   224.000    95.708    22.902

Italien      195.000    63.120    26.384

Deutschland 156.000    100.000    5.835

Vereinigtes Königsreich 148.000 - 20.319

Frankreich 124.000    44.594    22.614

Türkei      108.000    25.582    2.706

Quelle: Wikipedia, 25. April 2020, 23 Uhr

In Nordrhein-Westfalen sind bis zum gestrigen Samstag 31.460 Coronavirus-Infektionen gezählt worden, das bedeutet eine Zunahme von 360 bestätigten Fällen im Vergleich zum Vortag (Zahlen des Landeszentrums für Gesundheit). Die Todesfälle erhöhten sich in NRW  innerhalb eines Tages um 32. Nun sind nach offiziellen Angaben 1.084 Menschen seit Beginn der Pandemie an dem so genannten Coronavirus verstorben.

Seit Beginn dieser Woche dürfen in einigen Bundesländern Abiturienten zurück an ihre Schulen gehen und sich dort mit Hilfe von Lehrpersonal auf ihr Abitur vorbereiten, andere Länder öffnen ihre Schulen für Abschlussjahrgänge ab der kommenden Woche wieder. 

Seit dem vergangenen Montag haben kleinere Geschäfte bis 800 Quadratmetern die Erlaubnis für Kundenverkehr zu öffnen. In einigen Bundesländern gelten Ausnahmeregelungen, beispielsweise für größere Geschäfte, Möbelhäuser. Auch Gottesdienste dürfen in einigen Bundesländern wieder mit wenigen Besuchern gefeiert werden.

Vom kommenden Montag an gilt in fast ganz Deutschland eine Maskenpflicht mit einer Bedeckung von Mund und Nase in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Behörden und Geschäften. 

Beitrag der Pressestelle der Polizeipräsidiums Köln 


Sonntag, 26. April 2020

Auf eine Anfrage beim Presseamt der Kölner Polizei bekam ich in der vergangenen Woche folgende Antwort:
 
Herzlichen Dank, dass Sie sich für die Arbeit der Polizei insbesondere in der Coronazeit interessieren und uns das Angebot machen, uns an Ihrer Webseite zu beteiligen.
Wir haben derzeit mehrere solcher Anfragen in unterschiedlicher Form. Gleichzeitig müssen wir mit unseren Personalressourcen sehr verantwortlich umgehen. Ich bitte Sie daher um Verständnis, dass wir nicht exklusiv für Ihre Internetpräsenz eigenständige Beiträge erstellen können.
Unseren Aufgaben nach § 4 Landespressegesetz kommen wir jedoch fortlaufend nach. Sie haben die Möglichkeit, sich über das Presseportal über unsere Arbeit zu informieren. Der Zugriff auf diese Daten und Informationen ist für Sie kostenlos. Hier der Link zu den Pressemitteilungen der Polizei Köln:

https://www.presseportal.de/blaulicht/nr/12415

Polizeipräsidium Köln, Pressestelle


Natürlich kann ich gut nachvollziehen, dass es derzeit keine Ressourcen gibt, um einen individuellen Beitrag für eine kleine Website zu schreiben. Allerdings halte ich für eine solche Dokumentation wie diese auch die Einschätzung der Lage und vor allem die Schilderung von individuelle Erlebnissen im Staatsdienst und damit im Dienste für uns alle für sehr wichtig.

Immer wieder erzählen mir z.B. Polizisten, wie schwierig ihr Einsatz derzeit ist: Bei Ordnungswidrigkeiten wegen des Versammlungsverbots und der Nichteinhaltung der Kontaktsperre sind viele Menschen uneinsichtig, aggressiv, vorwurfsvoll. Unangenehm ist es auch, wenn Anrufer bei der Polizeidienststelle ihre direkten Nachbarn der Nichteinhaltung der Maßnahmen bezichtigen, dabei aber ihre Namen nicht nennen wollen. Gerne würde ich ausführlicher über solche Ereignisse berichten. Allerdings dürfen Staatsbeamte selbstverständlich nicht ohne offizielle Pressefreigabe  von ihren Erfahrungen im Dienst berichten.

Kati, 51, Kerpen


Samstag,25. April 2020
Wir leben in einer globalisierten Welt, sind Weltbürger, wir reisen, leben, studieren und arbeiten in verschiedenen Ländern. Wir haben die Freiheit das zu tun, was wir möchten und das ist ein hohes Gut.

Und dann kam Corona – täglich ändern sich die Rahmenbedingungen, Gesetze werden außer Kraft gesetzt und neue, auch protektionistische und freiheitseinschränkende Gesetze in unserem demokratischen Land werden beschlossen. 

Nach und nach spitzt sich die Lage zu; wir amüsieren uns anfangs noch darüber, wer hamstert und dann auch noch Toilettenpapier… Doch dann werden die Grenzen geschlossen und Europa wird zum Coronavirus-Hotspot. Extremes Leid im Kampf um kranke Angehörige im Umfeld, wirtschaftliches Leid, Ungewissheit, Angst und Sorge treiben mich um. Hätte man mir an Silvester gesagt, dass das in 2020 auf uns zukommen wird, hätte ich es nie geglaubt. 

In der Familie igeln wir uns ein, weil ich Risikopatientin bin. Digital im Homeoffice ist mittlerweile zum Glück vieles möglich, arbeitstechnisch, studentisch und nun auch schulisch. 

Wenn die Kinder flügge werden und das Nest verlassen, ist das wieder ein neuer Lebensabschnitt. So habe ich unerwarteter Weise eine Schonfrist erhalten, weil alle wieder zu Hause sind. Das genieße ich sehr, wir erzählen viel, haben Zeit miteinander, wir spielen, sind aktiv bei dem schönen Wetter in der Natur und im Garten. Das macht die ganze Situation manchmal so surreal.

Das ruhigere Familienleben mit Besinnung auf das Wesentliche, viel Kreativität und der Chance auf Veränderung alter Gewohnheiten in einem entschleunigten Umfeld beflügelt uns. Ich hoffe, dass diese Aufbruchstimmung uns befähigen wird, auch die massiven Herausforderungen dieser Krise zu bewältigen. 

Ich wünsche mir, dass wir aus der Krise weitgehend gesund und gestärkt mit neuen Impulsen hervorgehen. 

Tamer Kandemir, 46,  Vorsitzender des Integrationsrates Kerpen


Samstag, 25. April 2020
Ich war fasziniert, als mir eine ältere Dame vor einigen Jahren etwas Wundervolles sagte, als sie über ihre Erlebnisse im 2. Weltkrieg erzählte: Erst im Krieg weiß man den Frieden zu schätzen. 

Sicherlich ist es erschreckend, dass eigentlich etwas, das selbstverständlich sein müsste, erst durch ein schreckliches Ereignis den Menschen bewusst werden muss. Aber anscheinend liegt es in der Natur der Menschen, dass sie erst aufwachen müssen, damit sie verstehen können. 

Man muss zugeben, dass so viele Jahrzehnte nach diesen grausamen Kriegen im 20. Jahrhundert der Frieden mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden zu sein scheint: Mich beschlich in den vergangenen Jahren zunehmend das Gefühl, dass wieder negative Eigenschaften und unberechenbare Charaktere in vielen Menschen zu erwachen schienen. Warum wählt man sonst gnadenlose Populisten in den USA, in Polen, Ungarn, Russland und wo auch immer, die eher spalten und polarisieren, eher hassen als lieben? 

Aber gerade eine neue Krise, diese „Corona-Krise“, hat aber wieder bewiesen, dass nicht die Autokraten und Diktaturen, die völlig hilflos und verzweifelt in dieser Krise agieren, das Virus besiegen können, sondern die demokratischen Staaten, die ihre Bevölkerung nicht zu Handlungen zwingen, sondern die, die gemeinsam, Hand in Hand, gegen die Gefahr vorgehen. Vielleicht wird man wieder nach der Krise erkennen, dass die Demokratie die wunderbarste Staatsform ist, die es überhaupt geben kann. 

Erst im Krieg weiß man den Frieden zu schätzen. Nicht nur den Frieden, sondern auch die Familie, Freunde, den sozialen Kontakt, das Miteinander, die Liebe, die Freude, das Vogelzwitschern, das Spielen im Garten, das Spazieren gehen, einfach morgens tief Luft holen und die wunderschöne Welt genießen. Vor einigen Monaten noch eine Selbstverständlichkeit, heute wirklich ein Segen…

Murat Gök,  34, Geschäftsführer GIVE e.V. , Kerpen


Freitag, 24. April 2020
In diesem Jahr wurden das Osterfest und wird das Ramadanfest überall in Deutschland durch die Corona Pandemie notgedrungen im sehr engen Familienkreis gefeiert. Wir durchleben schwierige Zeiten, in denen sich das Coronavirus immer noch schnell ausbreitet und die Gesellschaft seelisch und moralisch vereinsamt. Dennoch ist es insbesondere in diesem Jahr von enormer Bedeutung, die moralische Motivation an christlichen und muslimischen Festen aufrechtzuerhalten und im Rahmen des Möglichen aufeinander zuzugehen: Ostern und Ramadan sind Feste der Hoffnung und der Freude und genau dies benötigen wir aktuell.

Hoffnung auf bessere Zeiten, Hoffnung, das Virus erfolgreich zu bekämpfen, Hoffnung auf das Ende des weltweiten Leidens, Hoffnung auf ein friedvolles Zusammenleben.

Dazu gehört auch die Hoffnung, eine interreligiöse Solidarität über die religiösen Zugehörigkeiten hinweg aufzubauen. Denn insbesondere in diesen Ausnahmezustand spenden die Religionen sehr viel Kraft und Glauben. Die Feiertage sollen uns in der Tat an die viel wichtigere Dinge im Leben erinnern. Das sind die positiven Nebeneffekte neben all den Schmerzen.

Der Mensch hat nun Zeit erhalten, in sich zu kehren, sich vom stressigen Alltag loszulösen und sich Gedanken über die Essenz des Lebens zu machen. Auch wenn uns die Corona Pandemie zur Einsamkeit zwingt, so sollten wir diese Zeit nutzen, um über Solidarität, Menschlichkeit und eine friedliche Welt zu reflektieren.

Denn im Mittelpunkt des Lebens steht der Mensch und seine Verantwortung für sein Umfeld.
Foto: Mustafa Celikel, freier Fotograf Kerpen,
Danke!! 

Sylvia, 61, Kerpen


Freitag, 24. April 2020
Das Schloss Loersfeld liegt in Kerpen in Nordrhein-Westfalen. Es wurde im 15. Jahrhundert erbaut und ist seit 1918 im Besitz der Freiherren zu Fürstenberg. Das Schloss liegt inmitten eines sehr gepflegten, zehn Hektar großen Parks im Stil der englischen Gärten und zählt sicher zu den schönsten Burganlagen Deutschlands. 

Seit 1960 ist es an die Familie Bellefontaine verpachtet und beherbergt ein Restaurant der Luxusklasse, das natürlich derzeit wegen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus geschlossen ist. Übrigens bieten sie jetzt einen Bestellservice für die Sterne-Menüs an! 

Neben dem Restaurantbetrieb stehen hier einige Pferde. So auch unsere Beiden: Luna und Laubedo! Sie dürfen den ganzen Tag auf die große, von alten Bäumen beschattete Weide. Herrlich! 

Gerade in so schweren Zeiten ist der Besuch der sanften Vierbeiner in dieser herrlichen Atmosphäre des Schlosses eine Auszeit vom Alltag. Die Ruhe und die Idylle dieser Anlage sind unbeschreiblich schön. Meine Tochter und mich erfasst jedes Mal eine Vorfreude auf die nächsten Stunden ohne Corona-Themen, wenn wir durch das Schlosstor fahren. 

Da hier nur sehr wenige Pferde stehen, begegnen wir fast nie jemandem. Es ist ein wenig wie Urlaub!  

Fanny, 30, bei Berlin


Donnerstag, 23. April 2020
Fünf Wochen ist es nun her, dass meine Kinder das letzte Mal die Kita besucht haben – und ich das Büro. Mein Mann fährt weiter Vollzeit zur Arbeit. Für ihn hat sich nicht viel geändert, für mich Alles. 

Feste Strukturen helfen, um zwei Jobs gerecht zu werden: Homeoffice und Kinderbetreuung. Aufstehen um 5:30 Uhr, Arbeiten von 6:00 Uhr bis 9:00 Uhr, meist noch im Schlafanzug. Danach habe ich Zeit für meine beiden Kinder, Haushalt, kochen. Wenn meine jüngere Tochter Mittagsschlaf macht, beginnt meine zweite Homeoffice-Schicht. Meine 6-jährige Tochter bereitet sich in der Zeit mit der Anton-App auf die Schule vor. Auf einer Uhr habe ich unseren Tagesablauf für die Kinder eingezeichnet, sie machen bisher super mit. Man könnte also meinen alles läuft super und so schlimm ist der Kitaausfall nicht.

Aber mich kostet mein aktueller Alltag gerade jeden Tag ein bisschen mehr Kraft als ich wieder auftanken kann... Der Anruf meiner Schwiegereltern ließ mich daher jubeln: Sie vermissen die Enkelkinder so sehr, sie würden sie gerne zu sich holen. Innerlich war ich aber total zerrissen, denn mein Schwiegerpapa gehört zur Risikogruppe. Ich habe meine Zweifel ausgesprochen, ihnen ist das Risiko bewusst, aber der Wunsch, die Enkelkinder zu sehen und mich zu unterstützen, war größer. Wir als Brandenburger dürfen derzeit nicht nach Mecklenburg-Vorpommern einreisen, deshalb haben sie die Beiden abgeholt. Ich habe natürlich befürchtet, dass sie auf der Rückfahrt kontrolliert werden, aber am Abend kam dann die erleichternde Nachricht, dass sie ohne Zwischenfälle angekommen sind. 

Mein erster Impuls war, dass ich ja dann ungestört sogar mehr als meine üblichen Stunden arbeiten könnte. Doch dann hielt ich noch einmal inne: Was brauche ich jetzt wirklich? Urlaub! Seit Montag mache ich also ein „homemade retreat“ mit ganz viel Yoga, Meditieren, Lesen, Wandern und Malen. Ich merke schon jetzt, wie es mir wieder besser geht. Für dieses große Geschenk bin ich meinen Schwiegereltern und meinem Arbeitgeber, der mir kurzfristig den Urlaub gewährte, unwahrscheinlich dankbar.

Kati, Schulpflegschaftsvorsitzende eines Gymnasiums in NRW


Donnerstag, 23. April 2020
Lange haben wir uns als Schulpflegschaft eines Gymnasiums für die schnellere Umsetzung der Digitalisierung an Schulen eingesetzt. Oft scheiterte es u.a. aus Datenschutzgründen, an den Kosten, Datenübertragungen sowie langsamen Prozessen und Zuständigkeiten. 

Doch nun befinden wir uns krisenbedingt in einem riesigen Experimentierfeld beim digitalen Homeschooling. Wir erfahren Digitalisierung direkt, konkret, lernen in Echtzeit und die Lernprozesse sind enorm. Wichtig ist es jetzt, aus den Schwierigkeiten der Krise zu lernen und die neuen Erkenntnisse zu nutzen. Das Homeschooling eröffnet uns auf einmal genauere Einblicke in das Lernen unserer Kinder, an die veränderten Anforderungen an Schüler heutzutage, aber es schafft auch eine neue, andere Kinder-Eltern-Beziehung mit viel Nähe und Austausch. Ich lerne ebenso viel dabei, steige aber auch in die Diskussion ein, reflektiere was ich selbst und verzweifelte Eltern im Spagat von Homeoffice, Homeschooling, Überforderung, Sorge um den Arbeitsplatz und wie es insgesamt weitergehen wird, erlebe.

Als langjährige Elternvertreterin zeigt sich mir auch hier, wie wichtig die Kommunikation, auch insbesondere im digitalen Kontext, im Spannungsfeld Schule ist - aber auch zwischen den Interessensgruppen und politischen Gremien wie Stadtschulpflegschaft, Landeselternschaft und Landeselternkonferenz, um auf die momentanen Probleme aufmerksam zu machen.

Ich wünsche mir, dass wir aus der Krise weitgehend gestärkt als Gemeinschaft hervorgehen und aus den Erfahrungen für den Digitalisierungsprozess lernen.

B., 51, Kerpen


Mittwoch, 22. April 2020
Am Sonntag war meine Mutter seit vielen Wochen das erste Mal wieder zum Frühstück bei uns. Vor der Corona-Pandemie kam sie regelmäßig zu uns. Als ich ihr dann "verboten" habe, uns zu besuchen, weil sie mit ihren 80 Jahren zur Risikogruppe gehört und wir alle durch Uni, Schule und Arbeit und der Nutzung des ÖPNV potentielle Überträger von Covid-19 waren, hat sie sich ziemlich aufgeregt. 

Sie spielt diese surreal anmutende Situation und die Risiken immer wieder herunter. Das sei ja wie im Krieg, da habe sie keine Lust drauf, sie sei doch nicht alt, von wegen Risikogruppe, das sei doch alles völlig übertrieben... Wenn ich ihr dann mal ein paar Fakten nenne, wie z.B. die aktuellen Fall- und Todeszahlen, ist sie erst einmal still, aber nicht lange... Mittlerweile sind wir seit Wochen zu Hause und alle sind bisher gesund geblieben. Daher habe ich die Kontaktsperre so nach und nach gelockert. Erst bin alleine ich zu meiner Mutter gefahren. Dann habe ich sie auch mal zu ihrer Schwester gebracht. Und jetzt also Frühstück bei uns… 

Ich merke, wie schwer es ist, zu Menschen auf körperlicher Distanz zu bleiben, die ich gern habe: Ich glaube, dass wir alle das nicht gut durchhalten können, wenn sich die Maßnahmen jetzt lockern. Denn das Risiko ist unsichtbar und so schwer ein-zuschätzen. 

Die Menschen, die gefährdet sind, müssten sehr gut aus sich aufpassen. Leider tut meine Mutter das nicht. Das macht mir Sorgen, aber andererseits ist sie ein erwachsener Mensch und ich bin nicht ihr Kindermädchen. Aber ich bin ihre Tochter und ich hänge sehr an ihr. Ein Dilemma!

Elise, 15, Kerpen


Mittwoch, 22. April 2020
Wir als Familie halten uns strikt an die Maßnahmen, treffen uns seit fast sechs Wochen mit Niemandem und halten großen Abstand, wenn wir Freunde zufällig auf der Straße treffen. 

Manchmal gehe ich mit unserem Hund spazieren. Wenn ich draußen bin, erschreckt es mich immer wieder, wie oft sich die Menschen eben nicht an die Vorgaben daran halten. Mehrere Paare stehen dicht beieinander und erzählen, während die Kleinen fangen spielen oder fast in Fahrradfahrer hinein rennen. Wir sehen zwar immer mehr Menschen mit Maske – aber immer noch genügend, die in einer Schlange vor der Apotheke oder der Post stehen und weder einen Mundschutz haben, noch zwei Meter Abstand halten. Und es husten tatsächlich immer noch Leute in ihre Hände – wie kann das sein?

Viele scheinen sich der Gefahr nicht bewusst zu sein, die dieses Virus auch indirekt haben kann – wenn die Fallzahlen nach oben springen, kommt nachher ein zweiter Lockdown, der Wirtschaft wird es immer schlechter gehen und außerdem können die Krankenhäuser auch hier in Deutschland so überfüllt werden, wie ich das im Fernsehen in Spanien, Großbritannien, Frankreich und den USA sehe gesehen habe. Das sind alles Orte, die ich bereist habe. Das sind Teile der Welt, die wir sonst als Touristen kennen! Je mehr Leute infiziert werden, desto länger wird diese schlimme Zeit andauern! Zuerst war ich froh, etwas mehr Zeit für mich zu haben, aber jetzt möchte ich mich endlich wieder ohne Angst vor Ansteckung mit meinen Freunden treffen können. Bleibt zu Hause! Wir müssen das in den Griff bekommen! 

Aicha, 70, Kerpen-Brüggen, gebürtige Marokkanerin, Muslimin und Ehrenamtlerin beim SKF


Mittwoch, 22. April 2020
Als gläubige Muslimin habe ich keine Angst vor dem Tod, aber natürlich tue ich alles, damit sich das Virus nicht weiter verbreitet: Meine Kinder, Enkel und Urenkel habe ich jetzt seit Mitte März nicht mehr gesehen. Ich vermisse sie sehr und würde sie so gerne in den Arm nehmen… Aber ich halte mich streng an die Vorgaben. Zum Einkaufen trage ich einen Mundschutz, den habe ich von einer meiner Töchter bekommen. Außerdem desinfiziere ich mir immer wieder die Hände. 

Oft bin ich in meinem schönen Garten oder setze mich auf mein Fahrrad und genieße die Natur. Wir haben es so gut, nicht in der engen Stadt zu wohnen: Die gelben Rapsfelder sind traumhaft! Mein Ehemann kümmert sich in einer Firma um die Außenanlagen. Dabei kann er sich bei niemandem anstecken. Ich bin froh, meinen lieben Mann zu haben! Wie gut, dass wir uns gegenseitig unterstützen können.

Trotzdem ist diese Zeit der sozialen Distanz sehr schwer: Ich würde neben meiner Familie gerne meine Freundinnen sehen und mich weiter als Ehrenamtlerin für den Sozialdienst Katholischer Frauen engagieren, aber auch das ist natürlich gerade nicht möglich. Jetzt kommt die Zeit des Ramadans. Das bedeutet, dass wir Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fasten. Bei einbrechender Dunkelheit treffen wir uns sonst immer zum Beten mit Freunden und natürlich der Familie an den Moscheen. Das wird mir und allen anderen Gläubigen in diesem Jahr sehr fehlen! 

Ich bin gebürtige Marokkanerin und seit 50 Jahren in Deutschland, habe aber noch viele Verwandte in meinem Heimatland: Meine Familie in Marokko kann ich auch erst einmal nicht besuchen. Eigentlich hatte ich einen Flug im Juni gebucht. 

Für sie ist diese Zeit aber noch viel schwerer ertragbar: Dort herrscht eine strikte Ausgangssperre. Sie dürfen nur zum Einkaufen oder für einen Arztbesuch vor die Tür. 

Katharina, Ende 40, Großraum Köln, Covid-19-Patientin


Mittwoch, 22. April 2020
Immer noch japse ich schon nach wenigen Schritten nach Luft: Vor zwei Wochen lag ich wegen Covid-19 im Krankenhaus. Dabei ist so viel schief gelaufen! 

Alles begann viele Tage vorher mit Übelkeit und etwas Fieber. Ich fühlte mich wie seekrank, konnte tagelang nichts essen, alles schwankte. Da ich berufsbedingt mit vielen Menschen zusammen bin, habe ich natürlich an eine Infektion mit dem Coronavirus gedacht. Mein Arzt kam zwar zu mir nach Hause, vermutete aber einen Magen-Darm-Infekt, der von selbst wieder verschwinden würde. 

Nach einer Woche Qual sprach ich mit einer Ärztin, sie riet mir den Krankenwagen anzufordern. Einer der Sanitäter beschimpfte mich tatsächlich, man müsse mit Bauchschmerzen keinen solchen Dienst in Anspruch nehmen. 
Auch im Krankenhaus glaubte man mir nicht. Die Symptome waren einfach sehr untypisch. Deshalb bekam ich eine Magenspiegelung, die kein Ergebnis erbrachte. Ich bekam immer weniger Luft, war verzweifelt. Aber erst zwei Tage nach der Einlieferung machte man ein Röntgenbild meiner Lunge. Und dann ging alles ganz schnell, ein CT brachte Klarheit, außerdem nahmen sie noch einen Abstrich aus dem Rachen: Ich hatte mich tatsächlich mit dem Corona-Virus infiziert.

Ich kam in ein Isolierzimmer auf einer Station, auf der noch weitere Corona-Erkrankte lagen. Mein Zimmer lag neben dem Aufenthaltsraum der Schwestern und ich bekam Vieles mit, was mich bis heute verfolgt: Flehentliche Rufe aus den anderen Zimmern nach Hilfe – und die Stimmen der Schwestern, die genervt wirkten und so schlimme Sachen sagten wie: „Ich ziehe mir jetzt nicht diesen ganzen Kram an, nur um der Dame die Hand zu halten.“ 

Meine Versorgung war ebenfalls eine Katastrophe. Mehrmals habe ich mir im Badezimmer meine Wasserflasche selbst aufgefüllt, weil einfach über Stunden niemand zu mir kam, das Fieberthermometer war defekt, die Schutzkleidung nicht vorschriftsmäßig angelegt. Und das mitten in Deutschland
Foto: Susanna, Kerpen - Danke!

Mustafa Celikel, 51, 
freier Fotograf, Kerpen


Unsere Straßen waren in den vergangenen Wochen oft menschenleer – es herrschte abends eine gespenstische Stimmung:
Die kleinen Einzelhändler stehen kurz vor dem Ruin. Banken und kommunale Einrichtungen arbeiten nur mit Notbesetzung, Arztpraxen Apotheken laufen unter den angeordneten Sicherheitsmaßnahmen, Bahnen, Busse und Züge fahren nur noch im Ferienmodus.

Das gesamte soziale Leben ist sehr stark eingeschränkt. Es erfolgen starke Kontrollen durch Ordnungsamt und Polizei, was sehr wichtig ist, aber auch Ängste schürt.

Die Grenzen der psychischen Belastbarkeit sind bei einigen Menschen erreicht: Freunde und Bekannte berichten von Depressionen über Angstzustände bis hin zu Panikattacken. 

Mir ist bewusst, dass diese Situation für uns alle nicht leicht ist, aber im Kern befürchte ich eine größere soziale Spaltung zwischen arm und reich in unserer Gesellschaft.  

Natürlich bin auch ich als Fotograf in meiner Handlung sehr eingeschränkt, da ich Shootings meist nur noch aus der Ferne machen kann.

Ich bin in Kerpen geboren und aufgewachsen, habe einen Migrationshintergrund. Mir ist diese Gesellschaft sehr wichtig. Solche Kontaktverbote kannte ich nicht. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir diese Krise gemeinsam meistern werden. Bleibt zu hoffen, dass wir mit den Lockerungen verantwortungsvoll umgehen und bald wieder mehr Leben in unsere Straßen einziehen kann.

Petra, Inhaberin der Boutique "Die Zwei", Pulheim


Seit gestern darf ich meinen Second-Hand-Laden Die Zwei in Pulheim wieder öffnen! Und: Ich hatte gestern einen grandiosen Start! In den Tagen vorher hatten meine Mitarbeiterin und ich diverse Vorbereitungen getroffen. Ein Schild verweist jetzt auf eine Art Rundlauf, damit sich niemand in die Quere kommen kann. Und wir haben natürlich Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel bereitgestellt. Jeder Geschäftsinhaber hält sicher so gut er kann die „strengen Hygienevorschriften“ ein, aber genaue Vorgaben haben wir leider nicht bekommen! Beispiel Maske: Ja, nein, vielleicht – Es wäre gut, wenn diese ganzen schwammigen Angaben konkretisiert würden… 

Auffällig: Niemand kam mit Mundschutz in meinen Laden und höchstens fünf Prozent haben unser Desinfektionsmittel genutzt. 

Ich habe um 12 Uhr geöffnet und hatte fast durchgehend vier Kunden gleichzeitig. Zweimal habe ich Kunden auf später verwiesen: Mehr als vier Kunden finde ich auf 100 Quadratmetern schon zu viel, da man einfach schnell in alte Muster verfällt und sich zu nah kommt. 

Es herrschte eine fast ausgelassene Stimmung, ich weiß nicht, wer sich mehr gefreut hat, meine Kunden oder ich! Man spürt den Wunsch der Menschen nach Nähe und Austausch: Es fanden ganz tolle Gespräche statt – aber natürlich mit der nötigen Distanz! 

Dieter, 61, Kreis Oldenburg


Dienstag, 21. April 2020
Alle Golfplätze sind zwar für Golfer gesperrt, aber das Gras wächst natürlich weiter. Außerdem müssen die Anlagen so gepflegt werden, dass sie innerhalb von einer Woche wieder bespielt werden können. Daher bin ich zum Glück weit entfernt von Kurzarbeit: Mein Job besteht darin, Plätze in ganz Deutschland und darüber hinaus zu besuchen und die Greenkeeper vor Ort über die beste Pflege zu beraten. 

In Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern dürfen diese Sportanlagen übrigens seit heute wieder eröffnen, in den anderen Bundesländern können die Plätze voraussichtlich ab dem 4. Mai bespielt werden. 

Gut, dass wir uns im letzten Jahr ein Wohnmobil zugelegt haben: Derzeit sind die Hotels fast flächendeckend geschlossen und allenfalls ohne Frühstück und Abendessen buchbar, deshalb habe ich mein persönliches Hotel und mein Restaurant auf Geschäftsreisen jetzt immer dabei! 

Am Anfang der vergangenen Woche habe ich damit im Norden Hamburgs auf einem Golfplatz-Parkplatz übernachtet und von Mittwoch bis Freitag war ich in Cochem. Ruhe und schöne Blicke auf die Golfplätze sind inbegriffen! 

Bis die Hotels wieder regulär geöffnet haben, werde ich das bestimmt auch weiterhin so praktizieren. Eine wunderbare Lösung! 

Armin Kastleiner, 66, Kerpen


Dienstag, 21. April 2020
Seit Beginn der Coronakrise ist die Menschheit weltweit verunsichert darüber, wie es weitergeht und vor allem, wie sieht die Welt nach der Krise aus? Wie wirkt sich die Viruslage auf unser Leben aus, wenn sich alles normalisiert hat? Werden sich die Lebensumstände überhaupt noch so darstellen können wie wir sie kennen?
Die Fragen ergeben sich schon daraus, dass wir es überhaupt nicht gewohnt sind Entbehrungen in solch großer Konsequenz zu erleben. Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß es doch für alle nur, immer weiter…immer mehr… 

Die Freiheit, die uns fast alle Möglichkeiten gab, haben wir als gegeben hingenommen und niemand hat daran gedacht, dass diese in irgendeiner Form eingeschränkt sein könnte. Jetzt erfahren wir, was Freiheit heißt und welch hohes Gut sie ist. 
Unser Verhalten wird sich nach der Krise sehr verändern. Unser soziales Leben wird ein anderes sein. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass sich das geschäftliche sowie das private Reiseverhalten, zumindest für eine längere Zeit, ebenfalls verändern wird. Konzerte, Volksfeste und andere Großveranstaltungen werden nur in veränderter Form stattfinden können. Wir werden später von der Zeit vor und nach Corona reden.

Die jetzige Krise zeigt, dass Änderungen im Verhalten der Menschheit möglich sind, wenn auch zu einem hohen Preis.
Eines sollte aber sehr deutlich sein, die jetzige Krise ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Bekommen wir die Umweltproblematik nicht in den Griff, wird noch ein ganz anderes Szenario auf uns einstürzen.

Auch an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an die Menschen, die sich in so großartiger Weise für uns alle in dieser Krise einsetzen.
Foto: Mustafa Celikel - Danke!

Julia, 48, Kerpen


Montag, 20. April 2020
Gestern wäre eigentlich die Kommunion meines Sohnes Jasper gewesen. Die ganze Familie hatte sich nach langer Vorbereitungszeit sehr auf dieses große, wichtige Fest gefreut. Umso mehr traf es uns, als vor einigen Wochen alle Messen und auch die Erstkommunionen abgesagt wurden. Was nun? Alle Gäste ausladen, Restaurantreservierung stornieren und Blumenschmuck abbestellen, Friseur ist sowieso geschlossen…. Und dann diese Leere…

Plötzlich gab es nichts mehr vorzubereiten, keine Treffen mehr mit den Kommunionkindern, keine Kerze zu basteln – zum Glück wurde Jasper von unserer Gemeindereferentin Dagmar Bilstein mit Bibelgeschichten samt Ausmalbildern und Bastelbögen zu christlichen Themen versorgt. 

Am Sonntag haben wir Jasper trotzdem in den Mittelpunkt gestellt. Erst gab es ein besonders leckeres Frühstück samt Geschenk und danach haben wir einen Ausflug in die Eifel gemacht, natürlich nur im allerengsten Familienkreis. Und das Beste: Die Vorfreude hält noch an, denn die Erstkommunionen sind ja nicht abgesagt, sondern nur verschoben! Mal sehen, wann wir dieses große Fest feiern dürfen! Und vielleicht passt ihm dann ja sogar noch sein Anzug, den wir dafür im Schrank hängen haben… 

Ann, 47, Decatur, Illinois, USA


Montag, 20. April 2020
The cookie is from Randi´s Mom. Randi is the other nurse in our office. She wanted to make us smile! You can see, it worked! 

 I was happy to read they are loosening the restrictions in Germany at least a little. Here most of the restrictions are determined by the state so each is different. In Illinois it is until the end of April and I think some restictions will be lifted.

We are doing well! But things are very complicated at work – even I do not really understand everything that is going on. But I am back to working 40 hours/week and hope it stays so! We keep seeing patients… 

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Informationen zu Illinois:
Staat im Mittleren Westen der USA, bekannt als Präriestaat
Einwohner : Knapp 13 Millionen
Hauptstadt: Springfield, 150.000 Einwohner
Bekannteste Stadt: Chicago liegt im Nordosten des Staates am Michiganlake, 2.700.000 Einwohner. 


Department of Public Health, Illinois, 
Stand 18. April 2020:

Testung auf Covid-19: 143.318
Positiv: 30.357
Todesfälle: 1.290
Covid-19 Patienten im Krankenhaus: 4315 
Prozentualer Anteil der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern: 22 Prozent

Susanna, 41, Kerpen


Montag, 20. April 2020
Heute ist klar, dass es nach den Osterferien definitiv keine Kindergartenbetreuung für Kinder von nicht systemrelevanten Arbeitnehmern gibt. Home schooling geht auch weiter. Zwei Begriffe, die ich Anfang des Jahres noch nicht kannte, gehören jetzt zum alltäglichen Sprachgebrauch. 

Die Tatsache als solches hat mich persönlich schon gar nicht mehr getroffen. Die anfängliche Aufregung, als am 13. März der Lockdown bekannt gemacht wurde (noch ein Begriff), ist verschwunden. 

Obwohl niemand von uns zur Risikogruppe gehört, hätte ich mir gar nicht vorstellen können, meine Kinder wieder zur Schule bzw. in den Kindergarten zu schicken. 
Normalität, wie wir sie vorher kannten, ist gerade nicht greifbar und auch nicht vorstellbar und auch nicht gewünscht. In kleinen Schritten - ja. 

Ich freue mich für all die Geschäfte, die nun heute wieder öffnen dürfen. Aber zu großen Menschenansammlungen zu gehen, wie man sie jetzt manchmal in den Nachrichten sieht von Demos kann ich mir gerade nicht vorstellen. 

Am Samstag waren wir einkaufen und wurden völlig überrascht davon, dass im Supermarkt unserer Wahl plötzlich keine Einkaufswagen mehr desinfiziert werden. Wie angewurzelt standen wir auf dem Parkplatz und wussten nicht, ob das jetzt okay ist oder nicht. Bei einem anderen Geschäft gab es keine Wagen mehr und mehrere Menschen standen vor der Tür. Durfte man jetzt rein? Mit Wagen? Ohne Wagen? 

Irgendwann werden wir wieder ins kalte Wasser springen müssen. In die Schule, in den Kindergarten, zur Arbeit, in den Supermarkt ohne Mundschutz und Desinfektionsspray. Ich kann mir gerade nur nicht vorstellen, wann sich das wieder normal und gut anfühlen wird.

Martin, 44, Kerpen


Montag, 20. April 2020
Die Lockerungen in dieser Woche werden vieles verändern: Es wird nicht mehr nach leeren Städten aussehen, sondern nach anderen Städten. 

Alles wird strenger, im Sinne von: Wenn heute die ersten Bekleidungsgeschäfte, Fahrradläden, Möbelhäuser und so jetzt öffnen, dann unter strengsten Auflagen. Schon jetzt gibt es ja in den Supermärkten Abstandsmarkierungen auf dem Boden und Schutzscheiben für die Kassierer. Aber das setzt sich sicher auch woanders durch. 

Und die Geschäftsinhaber der kleineren Läden werden sich sicher ebenfalls strikt an die Auflagen halten, denn es wird dichte Kontrollen durch das Ordnungsamt geben, es droht ja immer die Schließung des Geschäfts bei Verstößen gegen die Vorgaben, z.B. wie viele Menschen gleichzeitig einen Laden betreten dürfen. 

Schon jetzt sehe ich eine Veränderung im Verhalten – die Menschen halten wirklich Abstand, außerdem sind immer mehr mit Mundschutz unterwegs, viele Selbstgenähte sind dabei. 

Vorgestern war sicher die Hälfte der Menschen maskiert im Supermarkt. Noch vor wenigen Tagen kaum vorstellbar. Man schützt damit ja die Anderen und zeigt Respekt! Und dadurch herrscht eine ganz andere Atmosphäre. 



Regine Tils, 50, Küsterin in der Kerpener Stiftskirche


Sonntag, 19. April 2020
Seit fast sieben Jahren bin ich Küsterin in der katholischen Kirche St. Martinus in Kerpen und natürlich ist diese Zeit auch für alle, die gerne unsere Heiligen Messen besuchen, eine traurige und entbehrungsreiche Zeit. Gerade die älteren Menschen vermissen die Rituale, die ihrem Leben eine gewisse Sicherheit und einen verlässlichen Rahmen geben. Ich höre Sätze wie: „Sonntags keine Messe abzuhalten, das hat es noch nicht mal im Krieg gegeben." So sind auch unsere kirchlichen Seelsorger aufgerufen, die Menschen in anderer Form zu erreichen: Für Ostern haben wir zum Beispiel kleine Päckchen gepackt mit Kerzen, Palmwedeln und Heiligenbildchen. Diese konnten Ostersonntag in der Kirche abgeholt werden oder sie wurden auf Wunsch nach Hause gebracht. 

Wöchentlich legen wir unseren Rundbrief in der täglich geöffneten Kolpingkapelle aus. Und es gibt diesen Brief natürlich auch digital. Er enthält Bibeltexte, die sonst in der Messe vorgelesen werden, auch Gebete, Fürbitten und die Nummern von Seelsorgern.

Übrigens: Jeder von uns kann ein Seelsorger für Andere sein und wenn jeder einen Menschen hat, dem er in irgendeiner Art und Weise eine Hilfe sein kann, ist jedem geholfen. Ich rufe Senioren unserer Gemeinde an und unterhalte mich einfach mit ihnen über ihren Alltag, ihre Sorgen und Freuden, oder einfach über das Wetter – miteinander ein echtes Gespräch führen, hilft oft sehr in diesen Zeiten der räumlichen Distanz!
Foto: Mustafa Celikel - Danke!

Leah-Marie, 8, Kerpen


Sonntag, 19. April 2020
Mama hat ihr Geschäft nicht mehr so richtig offen. Wir sind jetzt immer alle zusammen, manchmal repariert Mama Handys und Computer, Tylor und ich machen dann Sachen für die Schule oder spielen. 

Wir haben im Fernseher gesehen dass Leute selber Masken nähen und fanden das toll. Mama näht sonst Anziehsachen für mich und Tylor, und ich kann auch schon ein paar Sachen selber nähen. Seit einer Woche sind wir jetzt im Nähkeller wenn es sonst nichts zu tun gibt und nähen auch Masken. Tylor macht die Stoffnudeln für die Ohren und schneidet den Draht für die Nase. Ich nähe die Seiten um, und Mama setzt alles zusammen. Manchmal hilft Papa nach der Arbeit und schneidet die Stücke zu.

Mama Nadine, 38: 
Wir haben schon sehr, sehr viele Masken genäht! Erst mal für unsere große Familie - das hat sich herumgesprochen und jetzt rufen mich fast stündlich Menschen an, die Mund- und Nasenschutz für sich, ihre Freunde, Nachbarn, Verwandte suchen - so langsam geht uns der Stoff aus!

Elena Oberwalleney, KULT - Schule für Bühnentanz, Lechenich


Samstag, 18 April 2020
Im KULT – Schule für Bühnentanz, meiner Tanzschule, unterrichte ich seit fast 20 Jahren Kinder und Jugendliche und begleite sie oft viele Jahre als Lehrerin, aber auch ein Stück als Mentorin. Deshalb ist mir der persönliche Kontakt sehr wichtig; Ich sehe hier für mich und mein Team eine pädagogische Verantwortung. Viele unserer Schüler und Schülerinnen kommen mehrmals in der Woche zu uns, wir empfinden uns als große KULT-Familie. Die jungen Tänzer und Tänzerinnen berichten uns oft von ihren privaten Sorgen und natürlich Freuden! 

Als der Shutdown kam, hatten wir vorsorglich zwei Wochen zuvor mit dem Unterricht pausiert: Einige Kinder unter unseren Schülern hatten direkten Kontakt mit Corona-Infizierten. Mitte März wurde es ja dann offiziell und wir mussten auf unbestimmte Zeit schließen. Ich bin wirtschaftlich so aufgestellt, dass ich immerhin meine freien Mitarbeiter noch bis Ende April bezahlen kann. Sie sind in erster Linie Künstler, freie Tänzer, denen jetzt für die kommende Zeit sämtliche Einnahmen aus Engagements an großen Bühnen wegfallen!

Meine KULT-Schüler und -Schülerinnen motiviere ich auf den Social Media Kanälen wie Instagram, mir von ihrem veränderten Alltag zu berichten. Für viele ist es eine harte Zeit, Freunde und die gewohnten Strukturen fehlen, aber dazu auch ihr geliebter Tanzsport. Ich möchte ihnen mit verschiedenen Aktionen zeigen, dass wir trotzdem an sie denken: Meine Mitarbeiterin Marina und ich haben Trainingsvideos vorbereitet, die wir in den kommenden Tagen versenden, auch Post haben alle schon von uns erhalten.
 
Nun wissen wir, dass KULT auch noch nach dem 3. Mai geschlossen bleiben muss. Wir bereiten uns aber schon darauf vor, die vorgegebenen Maßnahmen umzusetzen, zum Beispiel, indem wir die Stundenpläne umstellen und Kurse verkleinern, um einen Mindestabstand garantieren zu können. 

Ich freue mich sehr darauf, wenn die KULT-Familie wieder persönlich zusammen kommen darf! 

Drei Kölsche Jungs!


Samstag, 18. April 2020
Ihr haltet uns jetzt sicher für verrückt – aber wir Drei haben das Virus überlebt! Das soll dieses Fotos ausdrücken, zu dem uns unsere Freundinnen überredet haben. 

Wir sind immun, zumindest gehen wir davon aus, deshalb treffen wir uns auch miteinander. Gemeinsam haben wir den Virus aus Ischgl nach Köln gebracht, zusammen waren wir beim Arzt für den Abstrich, und während der zweiwöchigen Quarantäne haben wir viel miteinander telefoniert und geskypt. 

Wir sind um die 30 und sportlich. Aber je länger das Virus in der Welt wütet und wir wissen, dass es auch bei jungen Erkrankten schlimm ausgehen kann, desto mehr ist uns bewusst, dass wir dazu großes Glück hatten: Niemand aus unserer 16-köpfigen Ski-Gruppe musste ins Krankenhaus, obwohl wir fast alle positiv auf das Coronavirus getestet wurden. 
Trotzdem sind die meisten von uns ziemlich k.o. gewesen und hatten mehrere Tage lang Fieber, manche immer mal wieder, andere durchgehend. Auch über verlorenen Geschmacks- und Geruchssinn haben einige von uns geklagt. 

Übrigens waren ein paar der ersten Tests zunächst negativ, trotz Symptomen, erst der Test danach hat dann die Ansteckung bestätigt… 

Jetzt fühlen wir uns irgendwie befreit, wir gehen durch den Supermarkt ohne Angst vor Ansteckung! Übrigens: Nur eine der Frauen hat sich angesteckt, die Anderen sind gesund geblieben, wir haben alle streng die Regeln befolgt. 

Also: Hände waschen, Abstand halten! Aber am besten: Blievt zuhuss! 

Mustafa Celikel, 51, 
Unternehmer, Kerpen


Freitag, 17. April 2020
Mein Unternehmen bietet Netzwerk – und Softwarelösungen nach Maß sowohl für Privatleute wie auch Geschäftskunden. Natürlich hat sich die Arbeitswelt drastisch verändert. Sehr früh haben wir neue Verhaltensregel im Umgang mit unseren Kunden eingeführt: Am Anfang mussten wir noch erklären, warum wir zur Begrüßung keine Hand mehr reichten und einen Abstand von 2 Metern einhielten. Aber nun ist das ja überall selbstverständlich! 

Unsere Kundschaft muss sich vorher telefonisch ankündigen, die Tür ist verschlossen. Wir desinfizieren die Geräte bei Einlieferung und tragen bei allen Arbeiten sowohl Mund-Nasenschutz als auch Einweghandschuhe.
 
Neben den sozialen Kontakten leidet natürlich auch unsere finanzielle Situation sehr unter der aktuellen Lage. Seit Anfang April haben auch wir Kurzarbeit, das heißt, wir sind nur zu bestimmten Zeiten im Geschäft. Natürlich sind wir auch noch in Außenterminen, vor allem bei Geschäftskunden, die Wartungsverträge haben und deshalb vorrangig bedient werden. Trotzdem versuchen wir allen zu helfen, so schnell es geht! 

Ich bin ein waschechter Kerpener mit Migrationshintergrund und lebe gerne hier in dieser kleinen Stadt – wir alle geben die Hoffnung nicht auf, dass es bald mit der Wirtschaft bergauf geht und wir wieder einen gewohnten Tagesablauf ohne Einschränkungen mit Familie, Freunden und Kollegen haben können. Wir bemühen uns jeden Tag darum, für unsere Kunden, aber auch im Privaten das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. 

Bis dahin halten auch wir uns weiterhin an die von der Regierung verordneten Maßnahmen und Regeln. Wir alle tragen beruflich und auch privat diese Verantwortung! 
Bitte, macht ihr es ebenso! 

Nina, 46, Kerpen


Freitag, 17. April 2020
Am 15. April wurde mir mal wieder so richtig bewusst, in welch ungewohnten Zeiten wir leben: Ich hatte Geburtstag und den ganzen Vormittag klingelte es – ich wurde von so vielen Menschen mit Blumen, Geschenken und Happy Birthday Ständchen aus drei, vier Metern Entfernung überrascht, unglaublich! Natürlich waren auch mehrere Packen vom weißen Gold dabei: Klopapier mit Schleifen drum! 

Noch vor ein paar Wochen wäre es undenkbar gewesen, Freunde n i c h t hinein zu bitten – jetzt wäre es geradezu undenkbar, genau das zu machen… Nicht mal einen Sekt konnte ich ihnen anbieten! Aber damit stand wirklich im Mittelpunkt, um was es bei solchen Anlässen geht: Dem Anderen zu zeigen, dass man an ihn denkt und dass er für ihn wichtig ist – und das ging mir richtig ins Herz!

Später wollten meine Familie und ich einen langen Spaziergang durch einen Abschnitt des Königsdorfer Waldes machen, der mich an Märchen erinnert: Riesige umgekippte Bäume dürfen dort einfach vor sich hinrotten und sind natürliche Klettergerüste, kleine Moore mit Schilfgras, Molchen und Fröschen locken ebenfalls mit natürlichen Brücken aus Bäumen zum Abenteuer. 

Aber wir haben tatsächlich überlegt, unseren Spaziergang zu verschieben, da die Pressekonferenz von Angela Merkel und den Ministerpräsidenten am Nachmittag anberaumt war. Wie würde es weiter gehen? Würden unsere Kinder in der folgenden Woche wieder zur Schule gehen? Geschäfte öffnen? Für ganz Deutschland würden die Beschlüsse schwere Konsequenzen haben.

Noch auf dem Parkplatz guckten wir deshalb alle Vier gespannt auf die Displays der Mobiltelefone und sahen das leere Podium in Berlin, aber dann schoben wir die Telefone in die Taschen und vergaßen alles um uns herum und genossen den dichten, alten Wald. 

Später haben wir dann die nach hinten verschobene PK in Ruhe verfolgen können… 

Constanze, 45, Kerpen


Bericht über Ostern 2020:
Die Osterfreude bleibt lebendig! ,,Jesus sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird das Licht des Lebens haben." ( Johannes 8,12 ) 

Dieses Licht bleibt für alle Christen gerade an Ostern spürbar, und dadurch ist in dieser Zeit das Osterfest eine Quelle der Freude, der Zuversicht und der Hoffnung. Für viele ist es dennoch schwierig, durch die Absage aller Gottesdienste auf das gemeinsame Singen & Beten verzichten zu müssen, und ihren Glauben dadurch an Ostern nicht mit anderen teilen zu können. Was gibt es für Alternativen, wenn alle Messen nicht stattfinden können? 

Meine Eltern und ich entdeckten für uns eine neue Form Ostern zu feiern: Wir fuhren mit dem Fahrrad zum Marienfeld bei Kerpen, auf dem vor 15 Jahren die Abschlussmesse des Weltjugendtages gefeiert wurde. Oben auf dem Papsthügel hörten wir über einen mitgebrachten Lautsprecher meine geliebte Musik aus Taize, lasen uns gegenseitig ein Gebet und einen österliche Text vor, teilten miteinander selbst gebackenes Osterbrot und entzündeten als Zeichen der Auferstehung und des neuen Lebens in Christus eine Kerze vor der Marienstatue. Dabei hielten wir natürlich großen Abstand voneinander! 

Auf dem Rückweg schmückten wir noch einen "Ostertannenbaum" mit ganz vielen Gebeten für Kinder, die sie sich nun auf den Spaziergängen mit ihren Eltern aussuchen und mit nach Hause nehmen können. So fanden wir neben den schönen Gottesdiensten im Radio noch eine weitere Möglichkeit, unseren Glauben zu leben und ihm Ausdruck zu verschaffen in dieser für uns alle außergewöhnlichen Lebenssituation!

Ella,  Anfang 50, Berlin


Donnerstag, 16. April 2020
Mein Neffe Max ist richtig Corona-gebeutelt. Er, seine Frau und seine Kinder sind alle an Corona erkrankt. Die Kids haben aber keine Symptome entwickelt, ihre Eltern sind auch ganz gut durch die Krankheit gekommen. 
Allerdings wurde der Schwiegervater meines Neffen ebenfalls angesteckt. Den armen Herrn Ende 70 hat es richtig erwischt: Er hatte drei Wochen lang Fieber und hat dabei zehn Kilogramm abgenommen. 

Schockierend: Er ist zweimal ins Krankenhaus eingeliefert worden, aber obwohl er sich wirklich schlecht fühlte und kaum auf den Beinen halten konnte, haben sie ihn beide Male wieder nach Hause geschickt. Dabei hatte er große Angst um sein Leben! Für die Ärzte in der Klinik war er aber nicht „krank genug“, da er keine Luftnot entwickelt hatte. Das ist doch eine seltsame Welt! 

Meine Schwester hat sich in den Wochen der Quarantäne um den Einkauf der Lebensmittel gekümmert. Sie ist gemeinsam mit ihrem Mann mit zwei Einkaufswagen durch die Supermärkte gefahren. Erstaunlicherweise hat sie niemand blöd angemacht und der Hamsterkäufe bezichtigt, allerdings hat natürlich auch sie weder Toilettenpapier noch Küchenrolle in ausreichendem Maße bekommen. 

Jetzt normalisiert sich das Leben in diesem Teil der Familie wieder, aber wir alle sind diesem Virus gefühlt ganz schön nah gekommen… 

Moritz Braunmiller, 35, 
Leiter des Paul Kraemer Haus Kalk der Gold-Kraemer-Stiftung, Teil I


Mittwoch, 15. April 2020
Im Paul Kraemer Haus Kalk leben 30 Menschen mit geistigen Einschränkungen in vier Wohngruppen. Die Bewohner*innen sind zwischen Mitte 20 und Mitte 70 Jahre alt. Sie bedürfen eines besonderen Schutzes, erst recht in Zeiten der Corona-Pandemie. Vieles hat sich jetzt verändert, seitdem das gesamte Land versucht, mit strengen Maßnahmen die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. 

Auch bei uns in den Wohngruppen müssen wir strenge Vorgaben einhalten: Normalerweise versuchen wir, alle, soweit es geht, in die Bewältigung des Alltags einzubeziehen: Wir fördern die gegenseitigen Besuche der Wohngruppen, musizieren gemeinsam und kochen zusammen. Aber jetzt wird aus hygienischen Gesichtspunkten das Essen fertig ins Haus geliefert, gegessen wird in den jeweiligen Wohngruppen zu zwei Zeiten, damit immer nur vier Menschen gemeinsam im Speiseraum sitzen. Auch findet kein Austausch unter den Gruppen statt, die Bewohner*innen dürfen sich nicht mehr gegenseitig besuchen. So müssten wir bei einem Ausbruch nicht das gesamte Haus unter Quarantäne stellen, diese Entscheidung läge aber beim Gesundheitsamt. 
 
Normalerweise arbeiten etwa Zweidrittel unserer Bewohner*innen in Kölner Werkstätten für behinderte Menschen. Die sind natürlich schon seit Wochen geschlossen. So fällt ein großer Teil des gewohnten Tagesablaufs weg. Aber auch Besuch von Verwandten und Freunden ist derzeit nicht erlaubt, ebenso finden keine Ausflüge und Spaziergänge in größeren Gruppen statt. Um die Einhaltung der Abstandsregeln zu gewährleisten, gehen jetzt immer nur ein/e Bewohner*in und ein/e Betreuer*in gemeinsam vor die Tür. Der gesamte Dienstplan wurde daraufhin umgestellt, damit wir genügend Zeit für alle haben. Wir haben uns viele tolle Sachen ausgedacht, damit die Zeit nicht zu lang wird…. 
(Bitte lesen Sie die Fortsetzung im folgenden Beitrag!)

Moritz Braunmiller, 35, Leiter des Paul Kraemer Haus Kalk der Gold-Kraemer-Stiftung, Teil II


Mittwoch, 15. April 2020
In den vergangenen Wochen haben wir uns Vieles ausgedacht, um die Bewohner*innen trotz der Änderungen im Ablauf durch die geschlossenen Werkstätten und das Besuchsverbot in einen spannenden und kreativen Tagesablauf einzubeziehen: 

Wir spielen z.B. Klassiker wie „Mensch. Ärgere dich nicht“ und singen oft gemeinsam schöne Lieder. Vor Ostern bastelten wir in Kleingruppen Geschenke für Verwandte und Freunde und färbten Eier. 
Ein Highlight, das immer für viel Spaß sorgt: Wir füllen bunt angemalte Flaschen und veranstalten kleine Kegelturniere! Ganz toll: Die Mitarbeiter*innen aus den Werkstätten, in denen unsere Bewohner*innen sonst arbeiten, unterstützen mein Team sehr! Dafür sind wir außerordentlich dankbar. 
 
In Hygienemaßnahmen sind wir alle sehr gut geschult und fühlen uns deshalb sicher, alles, was möglich ist, zum Schutz unserer Bewohner*innen machen zu können. So tragen die Betreuer*innen bei der körperlichen Pflege natürlich alle vorgegebenen Schutzkleidungen. Da ist uns übrigens Nachschub zugesichert worden! Ich hoffe, er kommt bald. Auch sonst achten wir natürlich immer schon auf eine besondere Hygiene.
 
Nach einem Spendenaufruf auf unserer Facebook-Seite „Gold-Kraemer-Stiftung“ haben wir viele selbstgenähte Masken aus bunten Stoffen erhalten. Jede/r, Bewohner*in wie Betreuer*in, durfte sich seine persönliche Maske aussuchen und trägt sie nun mit Stolz! 
 
Das möchte ich mal los werden: Absolut stolz bin ich auf mein Team – jeder gibt hier alles, um diese Zeit für unsere Bewohner*innen so kreativ und abwechslungsreich wie möglich zu machen und gleichzeitig die Gefahr einer Ansteckung zu minimieren. 

Hannah, 45, Intensivkrankenschwester 
in NRW


Dienstag, 14. April 2020
Ich bin Intensivkrankenschwester in einem mittelgroßen Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen.

Corona - das Wort bedeutet für viele Menschen, dass die Kinder zu Hause sind, dass alles ruhiger geworden ist und man sich mittlerweile für den Supermarkt chic macht – der Lebensmitteleinkauf als Highlight der Woche! 

So war es auch für mich, wir versorgen ganz normal viele Patienten auf der Intensivstation, und ja, auch Kranke mit Covid-19, aber die meisten sind sehr alt. Das gehört jetzt einfach zu meinem Arbeitsalltag. 

Aber plötzlich kam mir die Krankheit ganz nah: Eine junge Frau, die sich schon einiger Zeit nicht gut gefühlt hatte, wurde mit Stoffwechselproblemen aufgenommen. Dann stellte sich heraus, dass die 35-Jährige Corona positiv war und ihre Atmung maschinell unterstützt werden musste. Das erste Mal in dieser Zeit hatte ich echt Angst… obwohl wir beim Intubieren vermummt bis an den Anschlag waren, hatte ich dabei ein ganz schlechtes Gefühl. 

Plötzlich ist da der Gedanke: Das kann dein Leben kosten. 

Es sind seitdem einige Tage vergangen und weder ich noch die anderen 15 Kontaktpersonen in der Klinik zeigen bisher Symptome. Der Frau geht es mittlerweile auch wieder besser. Aber ich habe mehrere schlaflose Nächte verbracht und eigentlich auf Fieber und Husten gewartet. Für viele ist Corona weit weg – für mich aber gerade ganz nah…

Anne, 44, Yogalehrerin, Köln



Dienstag, 14. April 2020 
Im vergangenen Jahr habe ich eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin absolviert. Zunächst war es mehr so ein Traum, den ich mir damit selbst erfüllt habe. Aber dann ergab sich im Januar die Möglichkeit, in einem kleinen Studio regelmäßig Kurse anzubieten, die sehr gut angenommen wurden. Das waren auch für mich wunderschöne Stunden! 

Aber natürlich kam dann mit der Ausbreitung des Corona-Virus auch für meinen Unterricht eine Unterbrechung. Einige meiner eigenen Yoga-Lehrer boten dann relativ schnell Online-Kurse an. Auch ich habe an diesen Stunden teilgenommen und fand es sehr angenehm, meine Yoga-Praxis nicht mit einem anonymen Coach auf Youtube, sondern mit den mir vertrauten Menschen auszuführen, wenn auch über den Bildschirm. Ich selbst plante das für meine Kurse eigentlich nicht. 

Dann aber bekam auch ich Anfragen meiner Schülerinnen, ob ich nicht ebenfalls eine Online-Stunde anbieten könne. Technisch war das kein Problem. Deshalb habe ich für ein paar Freundinnen eine Probestunde durchgeführt. Das klappte richtig gut! Und jetzt halte halte ich zweimal in der Woche eine feste Yoga-Einheit ab. 

Das Feedback ist enorm: Meine Kursteilnehmerinnen freuen sich auf diesen festen Termin in der Masse von freier Zeit, sie fühlen sich dadurch aufgefangen und geerdet. Am Anfang sehen sich alle gegenseitig und ich starte mit einer Art imaginärem Kreis. Das bringt eine richtige Gruppendynamik! Auch mir selbst geben diese Stunden ganz viel Halt und Kraft in dieser seltsamen Zeit. 

Und ein Teil meiner Einnahmen kommt dem Studio zugute, in dem die Kurse sonst stattfinden!

Guckt doch mal vorbei! www.yoga-mit-anne.com

Elke, Anfang 50, Berlin


Ostermontag, 13. April 2020
Wir wohnen eigentlich in Berlin, unsere Wohnung ist toll, wir haben sogar eine riesige Dachterrasse. Trotzdem wurde uns ganz anders, als wir die Bilder aus Italien und Spanien sahen, dort die Ausgangsbeschränkungen kamen, bei uns über die Schulschließungen geredet wurde: Hier eingesperrt zu sein, womöglich über Wochen nur für einen schnellen Gang in den Supermarkt das Haus verlassen zu können, schnürte meinem Mann und mir die Luft ab. 

Deshalb haben wir eine unkonventionelle Lösung gefunden: Wir bauen gerade ein großes Ferienhaus an einem See, etwas nördlich von Berlin. Unsere Handwerker kommen aus Polen und sie sind natürlich relativ überstürzt zurück in die Heimat gefahren. Aber wir haben immerhin schon Fenster und Türen im Haus und die Küche ist eingebaut. Deshalb sind wir auf die Baustelle gezogen! 

Überall steht Material, und es herrschte ein ziemliches Chaos, als wir ankamen: Schutzpappe auf den Böden, Kreissäge und anderes Werkzeug dazwischen, Vieles noch "Im-Werden". Wir haben erst mal aufgeräumt!

Einige Zimmer und immerhin ein Badezimmer sind fast fertig. In einem Raum liegt nun eine Matratze, in einem anderen steht ein alter Gartentisch für meinen Mann, der zum Glück aus dem Homeoffice arbeiten kann. Er fährt ein, zweimal in der Woche zurück nach Berlin, erledigt dort unsere Einkäufe, holt aus dem verwaisten Büro Unterlagen, schaut dort und in der Wohnung nach dem Rechten. Mein neues Arbeitszimmer ist die Küche!

Ganz toll: Unser erwachsener Sohn und seine besten Freunde stellen unseren Steg fertig, immer mit zwei Meter Abstand zwischen ihnen! 

Nina, 45, Kerpen


Ostermontag, 13. April 2020
Seit Jahren sind wir zum ersten Mal an diesem Tag zu Hause. Wir sind nicht religiös, daher sind die abgesagten Gottesdienste kein Thema für uns. Aber meine Schwiegereltern würden natürlich am liebsten die Kinder sehen. Da sie über 100 km fahren müssen, haben wir ihnen das ausgeredet. Selbst wenn sie ihren eigenen Kaffee und Kuchen mitbringen und wir nur weit auseinander im Garten sitzen würden, hätte ich keine Ruhe dabei. Und was wäre, wenn sie den Kaffee mal weg bringen müssten? Bei uns im Haus auf die Toilette sollten sie keinesfalls gehen, oder?

Wir sind also ganz unter uns. Unsere Teenies schlafen lange, die lockt die Aussicht auf Ostereier nicht mehr aus den Federn… aber wir sind früh wach. Wir wollen nämlich für Freunde den Osterhasen spielen! Also habe ich einige Blumensträuße bestellt, Gutscheine auf der Website des örtlichen Kinos gekauft und natürlich ein paar Osterhasen reserviert. Auf geht es durch Kerpen! 

Eigentlich dachten wir, uns würde niemand sehen, aber einige Freunde sind auch schon auf und wir sehen uns teilweise seit Wochen zum ersten Mal! Damit machen wir uns selbst das größte Geschenk: In weitem Abstand unterhalten wir uns. Was ist es schön, mit vertrauten Menschen zu reden und ihnen dabei in die Augen gucken zu können! Drei Meter Abstand sind dabei egal!

Und auch bei uns klingelt es später mehrfach: Freunde bringen selbst gebackene Osterhasen und Eierlikör vorbei – was für eine nette Geste! Und lecker! 

Kiki, 46, Nähe Bregenz, Österreich


Ostersonntag, 12. April 2020
Die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz – seit Wochen geschlossen, außer für Berufspendler. 

Vor ein paar Monaten sind wir von Rorschach in die Nähe von Bregenz gezogen und haben natürlich Freunde im anderen Land zurück gelassen. Die grüne Grenze ist zur Zeit durch einen Zaun geteilt, ein rot-weißes Band betont sie. Hier seht ihr ein Foto aus der Nähe von Lustenau. Die Menschen treffen sich trotzdem und machen es sich diesseits und jenseits von den Absperrungen bequem und quatschen stundenlang. 

Gestern haben wir ebenfalls Schweizer Freunde getroffen: Wir standen am Ufer des Rheins bei Lustenau, sie auf der anderen Seite in Wildnau – zwischen uns der breite Strom und damit die Landesgrenzen. Wir haben uns gegenseitig gewunken, rüber geschrien und dabei sehr gelacht über diese absurde Situation! Aber immerhin: Wir haben uns persönlich gesehen!  

Laura, Mitte 40, Indianapolis, Indiana, USA


Ostersonntag, 12. April 2020
This site is an amazing way to see the similarities across the world. It inspires such a sense of connection even if all of the posts aren’t hopeful. Like for many of you going to the store makes me jumpy, but luckily not many people were there the last time I went. They’ve changed from makeshift tape Xs and arrows on the floor to officially designed spots.

Ben’s bike rides (like our walks) have become more crowded, requiring him to head off the beaten path. So he has to clean his bike a lot after each ride! 

Another new washing situation: 
The guys in blue at the car wash (picture!)  are still there to dry off and clean out your car, but the people on the right are doing it by themselves. They seem not to want a stranger into their car. That is really hard for these people I guess. No tips and I guess their jobs are in jeopardy…. 

Lars, 25, Kerpen


Ostersamstag, 11. April 2020
Ich fühle mich als EU-Bürger, der in der Welt zu Hause ist. Weltweit sind die Menschen so eng miteinander verbunden und vernetzt wie nie zuvor. Reisen ist so einfach wie nie zuvor. Diese unendlichen Möglichkeiten sind eine der größten Errungenschaften meiner Generation. Es ist eine Freiheit, die uns niemand mehr nehmen kann – das dachte ich jedenfalls. 

Vollkommen überrascht wurde ich von den Auswirkungen der Pandemie auf Malta, als plötzlich sämtliche Flugverbindungen gestoppt und Reisewarnungen ausgesprochen wurden. Mit einem Notfallflieger der Bundesregierung bin ich Mitte März unbeschadet nach Deutschland zurückgekehrt und sitze hier seitdem auf unbestimmte Zeit fest. 

Plötzlich ist etwas bisher rein Fiktionales zur Realität jedes Einzelnen geworden. Ländergrenzen sind dicht, es gilt eine weltweite Reisewarnung, der Flugverkehr ist eingestellt, Menschen werden in ihre Heimatländer zurückgeflogen, die Nationen schotten sich ab, schließen sich ein. Ich mag mir nicht ausmalen, wie die Situation an den Orten eskalieren wird, wo viele Menschen zusammenwohnen und der Staat nicht in der Lage ist, milliardenschwere Rettungsfonds und eine medizinische Grundversorgung bereitzustellen. 

Jeder von uns, ganz gleich mit welcher Hautfarbe, welchem Geschlecht oder welchem Alter, welchem sozialen Stand oder mit welchem Einkommen, spürt die Konsequenzen. Sie erschüttern unser gemeinsames Zusammenleben, unser Selbstverständnis, unseren Alltag, unser gemeinschaftliches Leben in Deutschland, in der EU und das gemeinsame Zusammenleben weltweit. Jeder ist betroffen. Jede Nation ist getroffen. 

Bleibt zu Hause, schottet Euch ab, grenzt Eure Freiheit für einen Moment ein. Wir holen sie uns zurück. Versprochen. 

Charlotte, 44, Kerpen


Ostersamstag, 11. April 2020 
In meinem Job kann ich nur bedingt Homeoffice machen und habe deshalb weiter Kontakt mit vielen Menschen, achte dabei natürlich auf großen körperlichen Abstand. Beim Einkaufen trage ich dabei immer Einmalhandschuhe, außerdem desinfiziere ich mir danach direkt die Hände. 

Ich wäre erleichtert, wenn eine allgemeine Maskenpflicht bestehen würde. Rund um die Welt ist das jetzt geradezu normal, aber in Deutschland gibt es einfach zu wenige Masken zu kaufen. Ich hoffe, dass sich das ändert! Außerdem sollte es mehr Tests geben: Ich war im März stark erkältet, vielleicht hatte ich das Virus schon – wenn ich das wüsste, wäre Vieles einfacher! 

Natürlich halten mein Mann, unsere Tochter und ich Abstand zu unseren Eltern, was uns manchmal sehr schwer fällt. Und Freunde treffen wir seit vielen Wochen auch nicht. Für uns Erwachsene ist das für einige Zeit okay, aber für meine Tochter im Teenageralter war es zu Beginn natürlich schwer verständlich. Aber sie hat es schnell eingesehen und geht nur manchmal mit einer Freundin auf dem Feld joggen, aber die beiden halten ebenfalls Abstand. Sie sind sehr vernünftig! Auch unser Hund bringt uns alle vor die Tür, außerdem versorgen wir unser Pony.

Wir als Familie sind durch diese Maßnahmen so eng zusammen gerückt, wie seit Jahren nicht mehr: Wir gucken gemeinsam Filme und Essen gemütlich ohne Blick auf die Uhr zusammen. Wir haben endlich mal Zeit füreinander. Das genießt auch unsere 16-Jährige, obwohl sie ihre Freunde sehr vermisst! 

Sandra, 44, Rhein-Erft-Kreis


Karfreitag, 10. April 2020
Als Sozialpädagogin bin auch ich „systemrelevant“. Es gibt sogenannte Schutzaufträge für Familien durch das Jugendamt: In der sozialpädagogischen Familienhilfe halten wir natürlich auch und gerade jetzt engen Kontakt zu diesen Menschen. 

Wegen der Gefahr der Verbreitung des Virus besuchen wir unsere Klienten nicht mehr in ihren Wohnungen, aber wir treffen uns draußen und gehen spazieren oder in den Garten am Jugendamt. Dabei kommen wir locker ins Gespräch und können gut einschätzen, wie es den Kindern in den Zeiten der Isolation geht. Außerdem telefoniere ich häufig per Videocall mit den Familien, die ich betreue. So bekomme ich schnell mit, wenn es Probleme gibt und kann reagieren. 

Damit die Kinder eine sinnvolle Beschäftigung haben, packen wir manchmal kleine Pakete mit Spiel- und Malsachen, sowie Bastelutensilien. Die kommen immer sehr gut an! Dreimal in der Woche halten meine Kollegen und ich eine Videokonferenz, denn wir treffen uns aus Sorge vor Ansteckung nicht mehr im Büro. Dann überlegen wir gemeinsam, wie wir Konflikte entschärfen können. 

Bisher beobachten wir zum Glück noch keinen Anstieg von häuslicher Gewalt!

Tabea, 37, Weilerswist


Karfreitag, 10. April 2020
Wir sind eine pferdebegeisterte Familie und haben ein enges Verhältnis zu unseren drei Vierbeinern. Sie stehen in einem Stall in der Nähe von Weilerswist. 

Seit den Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus auszubremsen, sind bestimmte Regeln einzuhalten: Nur vier Personen dürfen neben dem Stallpersonal gleichzeitig im Reitstall anwesend sein, immer nur ein Mensch pro Pferd. Deshalb müssen wir uns montags für den Rest der Woche mit Uhrzeit eintragen. Im Stall angekommen, zeichnen wir unsere Anwesenheit ab und dürfen dann maximal zwei Stunden dort verbringen. Die Stallbesitzer haben uns gebeten, wirklich nur für Bewegung und die Basispflege zu sorgen, aber z.B. keine ausufernde Sattelpflege zu machen. Auch sollten wir uns möglichst nicht unterhalten, von kurzen Gesprächen abgesehen. Natürlich darf auch kein Unterricht stattfinden, nicht mal als Einzelstunde. 

Für Nicht-Pferdekenner klingt das sicher nicht so schlimm, aber wir verbringen sonst viele Stunden im Stall und lieben es, unsere Pferde zu putzen, mit ihnen spazieren zu gehen und uns auch mit den anderen Pferdeliebhabern auszutauschen. Natürlich halten wir uns (fast!) alle an die Vorgaben, denn das Ordnungsamt kommt auch mal unangemeldet zur Kontrolle vorbei. Alle anderen Sportstätten haben ja auch zu, wir dürfen nur hin, um für das Tierwohl zu sorgen. Allerdings sind schon Ställe für den Publikumsverkehr geschlossen worden. Dort kümmert sich dann nur noch das Personal um die Pferde, niemand putzt oder reitet sie oder füttert Zusatzfutter. Das wollen wir natürlich vermeiden. 

Bernd Schmitz vom 
Capitol-Theater Kerpen


Donnerstag, 9. April 2020
Unser schönes Capitol-Kino ist natürlich immer noch geschlossen. Damit sind die Einnahmen von 100 auf 0 gegangen. Ganz klar, das Virus muss eingedämmt werden, also: Bleibt, wann immer es geht, zu Hause! 

Aber immer mehr unserer treuen Kinogäste fragen an, wie sie uns unterstützen können. Deshalb gibt es jetzt eine „Geister-Vorstellung“! Für den Preis von 2,80 € könnt ihr imaginär teilnehmen! Damit unterstützt ihr auch unsere Mini-Jobber. Wichtig ist: Diese Vorstellungen werden nicht wirklich stattfinden. Außerdem verkaufen wir Gutscheine über unsere Website. Vielleicht passt noch was ins Osternest?  

Eine tolle Aktion hat sich die Firma Weischer.Cinema aus Hamburg überlegt, die sonst Kinowerbung vermarktet: Auf www.HilfDeinemKino.de wählt Ihr „euer“ Kino aus und schaut euch dort den Werbeblock an, den ihr normalerweise im Kino gesehen hättet. Je mehr Spots im Werbeblock angeschaut werden, desto mehr Geld geht an das jeweilige Kino! 

Mit meiner großen Tafel über dem Eingang unseres Kinos erreiche ich viele Menschen. Jede Woche ändere ich die Botschaft: Die verstörenden Bilder aus Italien, Spanien und Frankreich haben mich inspiriert, in den jeweiligen Landessprachen unsere Solidarität zu zeigen. Denn Mitgefühl lebt! 

Und hoffentlich sehen wir bald wieder gemeinsam tolle Filme auf der großen Leinwand mit Am-Platz-Service im alten Capitol...

Elisabeth, Mitte 40, Brühl


Donnerstag, 9. April 2020
Was soll dieses Foto??? Erklärung: Der Vater meiner Freundin ist mit 80 Jahren ins Krankenhaus gekommen und wurde dort positiv auf das Coronavirus getestet. Leider ist sein Hörgerät zu Hause geblieben. Nun lag er isoliert und mit Fieber in einem Einzelzimmer und konnte weder telefonieren noch fernsehen. Auch die Kommunikation mit dem Klinikpersonal war dadurch natürlich erschwert. 

Seit mir meine Freundin davon erzählt hatte, konnte ich an nichts anderes denken. Sie und ihre Schwester zählen beide durch chronische Erkrankungen zu den Risikogruppen und sollten sich keinesfalls mit dem Virus infizieren. Deshalb haben sie sich nicht ins Haus ihres Vaters getraut, um von dort das Hörgerät zu holen. 

Aber ich gehöre nicht zu der Risikogruppe! Ich habe auch keine Angst vor Ansteckung. Dennoch habe ich mich mit zwei befreundeten Ärzten besprochen. Die beiden sahen aber überhaupt keine Gefahr für mich. Ich bin also in alten Klamotten - siehe Foto! - und mit Handschuhen und Gesichtsmaske in sein Haus gegangen und habe aus seinem Schlafzimmer dieses wichtige Hilfsmittel geholt. 

Dann habe ich zu Hause mich umgezogen, alles bei 60 Grad in die Waschmaschine gestopft und bin dann gemeinsam mit meiner Freundin zum Krankenhaus gefahren. Das Hörgerät habe ich natürlich vorher desinfiziert und in eine Tüte gesteckt, Eine Krankenschwester kam extra zur Pforte und wir konnten das Hörgerät an sie übergeben. Der schwerkranke alte Herr hat sich so gefreut! Jetzt kann der Papa meiner Freundin zumindest verstehen, was die Ärzte und Pfleger mit ihm besprechen – und er kann sich ein bisschen die Zeit vertreiben und fernsehen!

Nina, 45, Kerpen


Donnerstag, 9. April 2020
Gestern war ich zum ersten Mal seit mehreren Wochen tagsüber in Kerpen unterwegs... 

Am Lotto-Toto-Laden, der auch Pakete annimmt, eine riesige Schlange! Diszipliniert stehen die Menschen brav mit viel Abstand an, 12 zähle ich. Ich fahre zum Kaufland. Dort sehe ich eine Mutter mit vier Kindern plus Großmutter aus dem Supermarkt kommen, sie hält eine riesige, wunderbar duftende Portion Pommes Frites in den bloßen Händen. Alle stürzen sich drauf, stecken sich die salzigen Pommes in die Münder. Daneben laufen zwei Mädchen vorbei, beide beugen sich gemeinsam über dasselbe Handy. Im Schatten sitzt ein Pärchen, ebenfalls mit Telefonen und ihren Zigaretten beschäftigt. Das Kleinkind rennt hin und her, wird nicht beachtet, ein herankommendes Auto hupt und bekommt von der Mutter einen Vogel gezeigt. 

In einem Sindorfer Drogeriemarkt werde ich von einer Frau unsanft angerempelt. Mein Aufbegehren kontert sie in aggressivem Ton mit: „Der Gang gehört nicht ihnen, sie hätten ja wohl ihren Hintern ein Stück nach vorne bewegen können.“ Ich bin sprachlos. Auf dem Weg zur Kasse sehe ich eine Frau Portemonnaies begutachten – einen Bügel ihrer Lesebrille hat sie sich in den Mund geklemmt. 

Die freundliche Kassiererin erzählt mir, sie habe den ganzen Tag mit so seltsamen Leuten zu tun, das würde immer schlimmer. Zeigt sich hier ein kollektiver Lagerkoller? 

In Mödrath sehe ich am geschlossenen Kindergarten eine Bilderausstellung, in Folie gepackte Kunstwerke, die mir mein Lächeln wiedergeben. 

Laura, Mitte 40, 
Indianapolis, Indiana, USA


Donnerstag, 9. April 2020
Right now I’m listening to Ben have his cello lesson online. Bayes (viola) and Noah (violin) will have their’s later in the week. Online, sure!  

It’s disconcerting to see how much our lives have changed and how foreign our old, active lives feel. I love to give and get hugs and don’t know when/if that will happen again with those outside my family, and am wondering if smaller movements will take on greater significance. At first I was still thinking about and planning for the future when the quarantine time ends. Now I can’t even comprehend the future, it’s like my mind just shuts down. Not with fear really, it’s almost like I lack the imagination to guess. On the upside, it’s a good lesson in living in the now.

My neighbor and fellow yoga teacher has been giving gong concerts in the evenings as people come out for walks. The vibrations are harder to feel as the wind carries the sound away, but it’s still an amazing experience, especially coupled with the birds who sing loudly along.

Georgia, 44, Brühl


Mittwoch, 8. April 2020
Gleich zu Beginn der flächendeckenden Schulschließungen haben wir uns mit einer befreundeten Familie zusammen getan, deren Töchter etwa im selben Alter von unseren sind. 
Uns war direkt klar, dass die Kinderbetreuung mit Homeschooling mehrere Wochen lang eine große Herausforderung bedeutet. Da wir vier Eltern alle weiter arbeiten – meistens jetzt aus dem Homeoffice heraus – müssen wir natürlich auch für etwas Ruhe sorgen. 

Jetzt teilen wir uns die gesamte Verantwortung: Derjenige, der es sich beruflich gerade einteilen kann, kümmert sich um Hausaufgabenhilfe und kocht für alle. Die Kinder sind sehr ausgeglichen und die Schule zu Hause klappt hervorragend! Diese Lösung ist für uns ideal. 

Wir passen alle auf, den Kontakt zu anderen Menschen außerhalb unserer Gruppe nur auf die engste Familie zu beschränken, um uns Acht zu schützen. Uns ist klar, falls einer aus diesem Kreis an Corona erkrankt, müssen wir alle gemeinsam in Quarantäne. Dieses Risiko nehmen wir in Kauf! 

Wir versuchen, mit unseren anderen Freunden trotzdem den Kontakt ganz persönlich zu halten, telefonieren und skypen viel. 

Vor einer Woche haben wir Bananenbrot gebacken und unseren Freunden aus der Nachbarschaft vor die Tür gelegt. Zeitgleich bekamen alle eine WhatsApp mit der Nachricht über unsere Überraschung. Und dann haben wir alle zusammen Bananenbrot gegessen, wenn auch jeder im eigenen Haus! 

Gisela, 80, Kerpen


Mittwoch, 8. April 2020
Vor drei Wochen habe ich meinen 80. Geburtstag gefeiert. Leider nur im kleinen Kreis, denn schon da gab es ja die Empfehlung, dass die Senioren Abstand zu allen anderen Menschen halten sollten. 

Das ist ganz schön schwer, ich leide an einer leichten Form der Demenz, komme noch sehr gut klar, aber ich gehe nicht mehr alleine einkaufen und spazieren, damit ich mich nicht verlaufe. Außerdem würde mir die Pflege meiner großen, schönen Wohnung schwer fallen. Deshalb kommt täglich eine Dame ins Haus, die mehrere Stunden mit mir verbringt. Sie besorgt morgens Brötchen und wir frühstücken gemeinsam, dann räumt sie auf, saugt durch und so. Bei schönem Wetter gehen wir zusammen in den Wald. 

Eine weitere Dame kommt sonntags und an mehreren Nachmittagen. Sie übernimmt auch, wenn meine andere Betreuerin mal ein paar Tage frei hat. Ich würde mich sehr einsam fühlen, wenn mir jetzt nur noch das Essen vor die Tür gestellt würde. Schließlich dürfen mich die Kinder nicht besuchen. Ich vergesse zwar manchmal, ob ich schon gegessen habe, aber diese vielen Fernsehberichte über die schlimmen Verhältnisse in Italien und Spanien sind tief bei mir abgespeichert. 

Natürlich habe ich daher Sorge, dass auch ich erkranken könnte. Aber ich habe es gut, ich lebe nicht in einem Pflegeheim mit vielen Menschen um mich herum, die das Virus übertragen könnten – meine beiden Gesellschafterinnen passen sehr auf, tragen jetzt immer Handschuhe und umarmen mich nicht mehr. Ich hoffe, wir bleiben alle Drei gesund! 

Susanna, 41, Kerpen


Dienstag, 7. April 2020
Woche vier: Wie hilfreich und beruhigend ein fester Tagesablauf sein kann! Nicht, dass wir nicht vorher feste Strukturen gehabt hätten, aber sie waren eher "Pflichtprogramm" statt wirkliche Wahl. Jetzt freue ich mich täglich auf meine Runde mit meinem Sohn und seinen diversen Fahrzeugen. Dabei erspüre ich die Stimmung in der Stadt und bestaune die Kreativität der Einzelhändler. Wie anpassungsfähig wir Menschen doch sind, in Notlagen immer noch den Blick nach Vorne zu richten! So z.B. die Möglichkeit, weiterhin bei Ravenstein einzukaufen per Anruf und Übergabeort. 

Auch wir bereiten unseren Liebsten trotzdem eine Freude: Wir haben meinen Opa gebeten, auf den Balkon zu kommen, so dass wir ihm von unten winken konnten. Verstanden haben wir kein Wort, dafür war es zu windig, aber seine Freude war trotzdem groß. Zum Geburtstag haben wir ein riesiges Kreide-Bild auf die Straße gemalt! Kuchen haben wir dann allerdings anschließend alleine zu Hause gegessen.

Aber ich habe auch Momente der Angst und der Unbedachtheit. So passiert es auch, dass ich in alte Gewohnheiten verfalle und plötzlich Jemandem zu Nahe komme - unbeabsichtigt und voller Reue im Nachhinein. Und da frage ich mich: was macht diese Situation mit uns langfristig? Wie können wir, wenn die Kontaktsperre gelockert oder gar aufgehoben wird, denn wieder unbeschwert miteinander sein?

Claudia, Elsdorf


Dienstag, 7. April 2020
Dinge, die für uns fast schon trivial waren, die wir hingenommen und kaum noch als wunderbar wahrgenommen haben, sind plötzlich in weite Ferne gerückte Träume: Das schöne Kommunionfest, das wir für unsere Tochter organisiert hatten und nun auf unbestimmte Zeit wieder absagen mussten. Wenn wir eines aus der Krise lernen, ist es sicher die Tatsache, dass nichts selbstverständlich ist!!

Vielleicht lernen wir aber auch im Nachhinein, die wertvolle (manchmal recht anstrengende) Zeit mit der Kernfamilie in anderem Licht zu sehen. Wir werden uns eines Tages an die langen, einsamen Spaziergänge in der Natur erinnern, an die Abende, an denen wir endlich mal wieder die Gesellschaftsspiele ausgepackt haben, an das Osterfest, das damals im Jahr 2020 so anders verlief, an dem wir aber endlich mal Zeit "nur für uns" hatten. 

Und hoffentlich wird auch unsere Tochter eines Tages gerne an ihren neunten Geburtstag zurückdenken, auch wenn sie beim Auspusten der Kerzen vielleicht nur einen einzigen, klitzekleinen Wunsch hatte... 

Martin, 44, Kerpen


Montag, 6. April 2020
Als Immobilienmakler betrifft mich natürlich diese Krise auch beruflich: Wir haben Absagen von Verkäufern, weil denen die Zeit ungünstig erscheint. Aber auch Absagen von Käufern, weil sie das Geld für den Kauf jetzt lieber zurückhalten. Mieter, die eigentlich mit dem Verkauf nichts zu tun haben, lassen niemanden für eine Besichtigung in ihre Wohnung. 

Aber: Bisher haben alle, die schon einen Notartermin hatten, diesen auch wahrgenommen, die Finanzierungen haben geklappt, Mietverträge wurden unterschrieben. Meine Firma vermarktet auch einige Neubauten, das läuft natürlich gut weiter. Da muss ja niemand gefragt werden, ob man hinein darf! Außerdem hatten wir zu Beginn des Jahres einen Riesendeal, der finanziert mehrere Mitarbeiter das gesamte Jahr. 

Eine Art Witz ist, dass der überhitzte Markt, in dem es von einem ins andere Hoch überlief, sich jetzt innerhalb einer Woche gedreht hat: Plötzlich gibt es mehr Verkäufer, die unbedingt verkaufen wollen, weil sie das Geld für ihre Firmen oder zum Leben brauchen, sie stehen weniger Käufern gegenüber. Es gibt einfach viele Menschen, die in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten keine großen Investitionen tätigen wollen oder können. Da haben die Politiker jahrelang überlegt, wie sie Mieter und Käufer vor immer höheren Preisen schützen können – und jetzt erledigt sich das gerade von alleine. 

Ich bin dennoch sehr zuversichtlich, dass es auf dem Immobilienmarkt auch ohne große Preissteigerungen bald weiter geht. 


Babsi, 45, Köln


Montag, 6. April 2020
Diese Zeilen schreibe ich für eine Freundin, die nicht genannt werden möchte. Aber wir beide finden, dass der Brief des Kölner Gesundheitsamtes hierher gehört, er ist ein Zeugnis dieser Zeit. 

Meine Freundin hatte direkten Kontakt mit einem Corona-Infizierten und wurde damit in Quarantäne geschickt. Dieser hart formulierte Brief traf ein: Ab sofort habe sie sich in „häusliche Absonderung“ zu begeben. „Für den Fall der Zuwiderhandlung gegen meine Anordnungen behalte ich mir Zwangsmaßnahmen vor“, heißt es da: „Das bedeutet für Sie, dass ich auch gegen Ihren Willen, notfalls unter Anwendung körperlicher Gewalt durch einen Beauftragten des Gesundheitsamtes sicherstelle, dass Sie die Wohnung nicht verlassen.“ 

Nicht falsch verstehen: Natürlich muss das Gesundheitsamt klar machen, dass die häusliche Quarantäne bedeutet, dass man die Wohnung nur in Gefahrensituationen verlassen darf. Denn die Ausbreitung des Virus muss absolut verlangsamt werden, damit unser Gesundheitssystem nicht kollabiert. Aber wenn so eine Anweisung im reinen Amtsdeutsch einen Menschen erreicht, dem es schlecht geht, der Angst um sein Leben hat, vielleicht alt und einsam ist, dem wird damit nicht vermittelt, dass das Amt Leben schützen und retten möchte. Da ist eine Bedrohung drin, die unheimlich ist. 

Hätte unsere Frau Bürgermeisterin, in deren Auftrag der Brief geschrieben ist, nicht mit einer Bekundung von Mitempfinden starten und den besten Wünschen für die Gesundheit enden können? 

Janine, 43, Königsdorf


Montag, 6. April 2020
Start der vierten Woche der sozialen Distanz, jetzt haben offiziell die Osterferien begonnen. Eigentlich wären meine Familie und ich an die holländische Küste gefahren, aber den Urlaub haben wir gecancelled – auch wenn die Niederlande Deutsche weiterhin einreisen lassen. Für Oktober haben wir eine Südafrika-Reise geplant. Ob wir diese Reise antreten können?

Ich habe das Gefühl, dass sich die Schnelligkeit, mit der eine Schreckensmeldung die nächste jagt, etwas verlangsamt und jetzt auch gute Nachrichten durchdringen. Ich arbeite in einer Agentur, auch in der vierten Woche Home Office läuft der Arbeitsalltag reibungslos weiter, die technische Ausstattung hatten wir schon. 
Meine Kinder lernen Gitarre und Klarinette – jetzt über Skype. Statt im Fitnessstudio halte ich mich jetzt mit Online-Workouts fit. Kontakt zu Familie und Freunden läuft über Videochatts. Traurig macht mich, dass meine Mutter diese Woche 70 wird und wir diesen runden Geburtstag nicht gemeinsam mit ihr feiern können. 

Am meisten vermisse ich die Freiheit, das tun zu können, wonach mir spontan der Sinn steht. Nichtsdestotrotz: die Maßnahmen scheinen zu wirken und nur das zählt. Meine Angst: Was passiert, wenn die Maßnahmen wieder gelockert werden. Ist es nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Lockdown? 

Miri, 42, Kerpen


Montag, 6. April 2020
So schlimm diese Situation für die Welt ist: Es geht uns - den Umständen entsprechend - gut!
Natürlich haben auch wir Sorge um nahe Angehörige , die zur Risikogruppe gehören. Und wir machen uns auch Gedanken darüber, wie es nach der ganzen Krise finanziell weitergeht, da mein Mann selbstständig mit einem eigenen Reisebüro ist… 
Auch für uns ist es furchtbar anstrengend, neben Homeoffice und Homeschooling zwei sehr lebhafte Jungs (8 und 11) zu Hause zu „bespaßen“, die es gewohnt sind, min. 2-3 die Woche Fußballtraining zu haben und regelmäßig ihre Freunde zu treffen…
Aber bei allem Negativen gibt es auch positive Seiten, die man nicht vergessen darf: Man hat mit der Familie echt Zeit für Dinge, die sonst auf der Strecke geblieben wären: Ich habe meine uralten Rollschuhe wieder aus dem Keller geholt und übe jetzt mit den Jungs auf der Straße. Wir haben ein Badmintonnetz im Garten aufgebaut und die Tischtennisplatte aus der Garage geholt und liefern uns mit meiner Schwester und ihrem Mann, die nebenan wohnen, knallharte Matches (selbstverständlich mit 2 m Mindestabstand…;-)). 
Abends wird regelmäßig noch gespielt oder gemeinsam eine Familiensendung im Fernsehen geguckt. All das war im Termindruck des „normalen“ Alltags selten möglich….

Nina, 45, Kerpen


Sonntag, 5. April 2020
Ich würde gerne laut Danke schreien! So viele Menschen sind jeden Tag da draußen und müssen sich der Gefahr der Ansteckung aussetzen – Ich darf mich verkriechen! 

Krankenschwestern, Ärzte, Altenpfleger, Verkäuferinnen in Supermärkten und Bäckereien, Müllmänner, Apotheker, Laborangestellte, Bestatter, Feuerwehrleute, Sanitäter (...) und ja, auch Erzieherinnen im Notdienst, sie alle sind offiziell „systemrelevant“ und haben damit unter bestimmten Voraussetzungen (und nur dann!) Anspruch auf „Notbetreuung“ ihrer jungen Kinder. 

Eine Gruppe wird in diesen Aufzählungen oft ausgelassen: Die Tierärzte. Auch sie haben weiterhin ihre Praxen geöffnet und sind für den Dackel der alten Dame genauso da wie für den Papagei des Studenten und die Katzen meiner Tante. 

Zwar gilt in solchen Zeiten mehr denn je Abstand zu halten – so werden die tierischen Patienten jetzt oft ohne ihre Besitzer untersucht, es gibt nur noch Terminsprechstunden und aufschiebbare Behandlungen werden verschoben. Aber Tierärzte und ihre Mitarbeiter gelten seit Ende März ebenfalls als „systemrelevant“ und dadurch ist endlich auch die Betreuung ihrer Kinder gesichert. 

Wir Tierliebhaber können verdammt froh darüber sein, dass diese medizinischen Einrichtungen auch in dieser Zeit für uns und unsere Vierbeiner da sind! DANKE!

Meike, 71, Höhr-Grenzhausen


Sonntag, 5. April 2020
Mein Mann und ich halten uns streng an die Vorgaben und bleiben als Senioren fast die gesamte Zeit im Haus, wir gehen nur täglich spazieren, halten dabei aber großen Abstand zu allen anderen Menschen. Einkäufe erledigen unsere jüngeren Nachbarn. 

Unsere Familie fehlt uns sehr! Aber wir sind täglich in Kontakt, meistens schicken wir Fotos per WhatsApp hin und her – so bekommen wir ziemlich viel mit! 

Als die Diskussion aufkam, ob Masken in der Öffentlichkeit getragen werden sollten, diese jedoch so schwer zu bekommen sind, dass sogar viele Kliniken aus der Not heraus begonnen haben, selber Masken aus Stoff herzustellen, habe ich im Internet eine Reihe von Schnittmustern gefunden. Diese Idee ist wie für mich gemacht! Ich nähe sehr gerne und viel und habe viele Stoffe zu Hause. Deshalb habe ich mich dann direkt an meine Nähmaschine gesetzt und nach verschiedenen Vorgaben Masken genäht. So einfach ist das aber gar nicht, wenn dieser Schutz gut sitzen soll: Man muss den Stoff mit einem Zweiten unterlegen, die Bänder oder Gummibänder müssen so angebracht werden, dass sie nicht leicht abreißen und am oberen Rand sollte ein Draht eingezogen werden, damit sich die Maske an die Gesichtsform anpassen lässt. 

Nach einigen Versuchen habe ich dann ein vernünftiges Schnittmuster gefunden und nun bin ich in die „Massenproduktion“ gegangen – als Erstes habe ich für meine beiden Kinder, ihre Ehepartner und meine fünf Enkel bunte, hübsche Masken genäht und ihnen geschickt, jetzt nähe ich für unsere Freunde und Nachbarn und deren Kinder! 
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