Samstag, 25. April 2020
Ich war fasziniert, als mir eine ältere Dame vor einigen Jahren etwas Wundervolles sagte, als sie über ihre Erlebnisse im 2. Weltkrieg erzählte: Erst im Krieg weiß man den Frieden zu schätzen.
Sicherlich ist es erschreckend, dass eigentlich etwas, das selbstverständlich sein müsste, erst durch ein schreckliches Ereignis den Menschen bewusst werden muss. Aber anscheinend liegt es in der Natur der Menschen, dass sie erst aufwachen müssen, damit sie verstehen können.
Man muss zugeben, dass so viele Jahrzehnte nach diesen grausamen Kriegen im 20. Jahrhundert der Frieden mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden zu sein scheint: Mich beschlich in den vergangenen Jahren zunehmend das Gefühl, dass wieder negative Eigenschaften und unberechenbare Charaktere in vielen Menschen zu erwachen schienen. Warum wählt man sonst gnadenlose Populisten in den USA, in Polen, Ungarn, Russland und wo auch immer, die eher spalten und polarisieren, eher hassen als lieben?
Aber gerade eine neue Krise, diese „Corona-Krise“, hat aber wieder bewiesen, dass nicht die Autokraten und Diktaturen, die völlig hilflos und verzweifelt in dieser Krise agieren, das Virus besiegen können, sondern die demokratischen Staaten, die ihre Bevölkerung nicht zu Handlungen zwingen, sondern die, die gemeinsam, Hand in Hand, gegen die Gefahr vorgehen. Vielleicht wird man wieder nach der Krise erkennen, dass die Demokratie die wunderbarste Staatsform ist, die es überhaupt geben kann.
Erst im Krieg weiß man den Frieden zu schätzen. Nicht nur den Frieden, sondern auch die Familie, Freunde, den sozialen Kontakt, das Miteinander, die Liebe, die Freude, das Vogelzwitschern, das Spielen im Garten, das Spazieren gehen, einfach morgens tief Luft holen und die wunderschöne Welt genießen.
Vor einigen Monaten noch eine Selbstverständlichkeit, heute wirklich ein Segen…